Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Menschen möchten gern hoch hinaus. Mit ihren Träumen und Plänen, und sogar mit den Häusern, die sie bauen. Deshalb hat irgendwer den Wolkenkratzertag erfunden. Im Ernst. Heute ist Wolkenkratzertag. Aktuell ist ein Wolkenkratzer in Dubai mit 829 m der höchste der Welt. Eine beeindruckende Leistung, so etwas zu planen und zu bauen.

Eine alte Geschichte aus den ersten Kapiteln der Bibel erzählt davon, wie Menschen damals schon hoch hinaus wollten. Sie haben sich zusammengetan und wollten etwas Großes zustande bringen. „Die Nachwelt soll sich an uns erinnern! Wir wollen uns einen Namen machen!“. Also haben sie angefangen, einen Turm zu bauen. Er sollte bis zum Himmel reichen. Der erste Wolkenkratzer der Weltgeschichte. Sie hätten damals noch alle die gleiche Sprache gesprochen, heißt es. Das hat es leichter gemacht, sich zu verständigen und das Vorhaben in die Wege zu leiten.

Sie haben hart gearbeitet, um sich dieses Denkmal zu setzen. Gott allerdings – so wird augenzwinkernd erzählt - braucht fast eine Lupe, um das Bauwerk vom Himmel aus zu entdecken. Er klettert vom Himmel herunter, um sich das Teil zu besehen. Seine Diagnose ist klar: „Die sind größenwahnsinnig! Die werden noch auf ganz andere Ideen kommen.“ Am Ende sorgt Gott vorsichtshalber für ein Sprachengewirr: nun sprechen alle unterschiedliche Sprachen und sie verstehen einander nicht mehr. Sich nun mühsam miteinander zu verständigen, das ist ihnen wohl zu viel Arbeit. Sie gehen getrennte Wege und jeder macht sein eigenes Ding. Der Turm wird zur Bauruine.

Ich stelle mir vor, die Menschen damals hätten sich für ein sinnvolles gemeinsames Ziel zusammengetan. Was hätten die gemeinsam Gutes zustande bringen können! Was könnten wir heute gemeinsam Gutes zustande bringen, wenn sich Menschen aus verschiedenen Fachgebieten zusammentun würden. Und dann zum Beispiel etwas dafür tun, dass alle ein Dach über dem Kopf haben und in Frieden leben können. Oder die klugen Köpfe zusammenstecken und sich um den Pflegenotstand kümmern. Oder gemeinsam überlegen, wie das gehen kann: Landwirtschaft so betreiben, dass Betriebe gut davon leben können, Tiere artgerecht gehalten und Äcker nachhaltig genutzt werden.

Es gibt so viel Möglichkeiten, dass Menschen sich gemeinsam für etwas Gutes einsetzen. Wenn wir nicht groß rauskommen wollen, sondern uns darauf besinnen, dass wir einfach nur Menschen und Mitmenschen sind.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27126
weiterlesen...