Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Nur ganz wenige Menschen hatten so einen Blick auf unsere Welt wie er. Seit drei Monaten ist Alexander Gerst aus Künzelsau wieder im Weltall. Als Astronaut auf der Internationalen Raumstation (ISS), etwa 400 Kilometer von der Erde entfernt. Von dort aus sieht er Dinge, die wir normalerweise nicht sehen können. Er kann die großen Flächen des Regenwalds im Amazonasgebiet erkennen, die schon abgeholzt sind. Er nimmt wahr, wie viel Eis die Polkappen bereits verloren haben. Wo Kriege stattfinden, sieht er die Zerstörung, die Menschen dort anrichten. Und in diesem heißen Sommer ist ihm die verbrannte Erde in seinem Heimatland aufgefallen, wo es sonst grün von dort oben aussieht.

Alexander Gerst beschreibt, dass es ihn erschreckt, wie viele Veränderungen darauf zurückgehen, dass der Mensch seine Grenzen nicht einhält. Ihm zeigt der Blick aus dem Weltall, dass der Mensch für die Erde nicht wichtig ist. Vielmehr ist das Verhältnis umgekehrt. Er sagt: „Wir Menschen können ohne dieses Ökosystem nicht überleben. (...) Es ist relativ klar, dass die Erde uns überleben wird. Die Frage ist, wie wir Menschen das anstellen, dass die Erde weiterhin bewohnbar bleibt.“[1] 

 Auch wenn der zurückliegende heiße Sommer dieses Jahres noch als Ausnahme durchgehen mag: Die Anzeichen sind unübersehbar, dass wir dabei sind, die Erde zugrunde zu richten. Weil wir maßlos ihre Ressourcen aufbrauchen. Weil wir die Grenzen der Verschmutzung zwar sehen, aber sie nicht respektieren. Ja, wir laufen sehenden Auges in die Katastrophe. Und das liegt vor allem daran, dass unsere wirtschaftlichen Systeme darauf ausgerichtet sind, immer mehr zu produzieren und damit auch mehr zu verbrauchen. Dieses ständige „Mehr“ ist die Wurzel des Übels. Die Umwelt wird dabei übersehen, von den künftigen Generationen ganz zu schweigen. Rücksichtslos und egoistisch ist das.

Was kann der einzelne ändern? Was kann ich tun? Es mag sich banal anhören. Aber ich kann einfach weniger wollen und weniger verbrauchen. Von allem weniger: Weniger Plastik, weniger Wasser, weniger Benzin, weniger Strom, weniger Fleisch. In der Summe wird sich das bemerkbar machen. Klimaforscher sagen: Es ist ganz kurz vor Zwölf. Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, dass unser Planet zu retten ist, wenn endlich viele Vernünftige sich zusammentun und umdenken.



[1] DIE WELT 30.6.2018

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27109
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