Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Mögen Sie es, wenn man Sie mit Tieren vergleicht? Wir haben da ja ein ganz ordentliches Repertoire. Auch Schimpfwörter. „Feiger Hund, falsche Schlange, der ist glatt wie ein Aal usw.“

Ich muss zugeben, manchmal benutze ich solche tierischen Vergleiche auch. Obwohl sie ziemlich oft daneben sind.

Das ist mir wieder aufgegangen, vor kurzem unterwegs im Zug.

Da habe ich folgendes mitgekriegt: Am 4er Tisch vor mir haben zwei Paare gesessen. Beide unterwegs in ein schönes Wochenende. Sie sind ins Gespräch gekommen. Haben sich erzählt, wo sie her sind und was sie so geplant haben. Das eine Paar hat sich auf ein Wochenende in Nürnberg gefreut, das andere auf Regensburg.

Und dann wurde es tierisch.
Wie aus heiterem Himmel muss der eine Mann einen Witz zum Besten geben.

„Wisst Ihr eigentlich, woran man merkt, dass man im Allgäu angekommen ist?“ fragt er in die Runde. Antwort: „Dass die Kühe auf einmal schöner sind als die Mädels.“ Alle lachen. Auch die zwei Frauen. Ein bisschen gequält war ihr Lachen. Super lustig fanden sie den Vergleich von Frauen mit Allgäuer Rindviechern dann doch nicht. Aber gesagt hat keine was. Wahrscheinlich wollten sie keinen Ärger zu Beginn des Urlaubs.

Obwohl, eigentlich wäre es richtig gewesen, finde ich.
Es ist schräg, wenn Frauen und Männer einander so tierisch herabwürdigen.

Man muss sich das nicht gefallen lassen. Das zeigt schon eine Frau in der Bibel. Damals war von Gleichberechtigung noch nicht die Rede. Und trotzdem hat diese Frau sogar Jesus Paroli geboten.
Jesus war für ein paar Tage ins nichtjüdische Ausland gegangen. Und sogar dort hatte man schon von ihm gehört. Und diese Frau hat ihn gleich um Hilfe angefleht. Sie war keine Jüdin, für Jesus also eine Ausländerin. Er weist ihre Bitte um Hilfe zurück. Weil er überzeugt ist, ich soll nur für meine Leute da sein.
Und Jesus ist sogar richtig schroff. Zieht einen Tiervergleich heran:
„Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nimmt und wirft es vor die Hunde,“ sagt er zu der Frau. Die Frau wie ein Hund? Sie könnte jetzt eingeschüchtert oder beleidigt klein beigeben.

Tut sie nicht: Sie widerspricht mutig:

„Trotzdem essen Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“
Und Jesus, der Mann und Gottessohn, begreift, wendet sich ihr zu, ganz anders als vorher.

„Frau“, spricht er sie an, „dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst!“
Was für eine Hochachtung. „Frau“ sagt er, und „Du.“
Er macht keine Witze. Er spricht mit ihr von Mensch zu Mensch.

Nein, tierische Schimpfwörter und Witze. Darüber sollten wir längst hinaus sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27052
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