Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Man muss nicht weit wegfahren oder fliegen, und kann trotzdem richtig weit reisen. Vielleicht werden Fernreisen sogar überschätzt. Ganz abgesehen davon, was sie für Folgen haben für die Natur.

Man kann auch in der Nähe sehr weit reisen. Wenn man zB. nach Pforzheim fährt. Dort kann man zur Zeit nämlich einen Abstecher in die Weltstadt Rom machen.

Im stillgelegten Gasometer. Da ist ein riesiges Panoramabild des Künstler Yadegar Asisi ausgestellt. 360 Grad rundrum. Wenn man das anschaut, geht man nicht nur geographisch auf die Reise nach Rom, da geht man auch auf eine Zeitreise. Das Bild lässt einen eintauchen in das Leben vor 1700 Jahren. Wie die Menschen in dieser Millionenstadt damals gelebt haben. Im Jahr 312, in der Hauptstadt des römischen Weltreichs, zur Zeit von Kaiser Konstantin.
Es war eine sehr spannende Zeit für die Menschen damals. Eine Art Schicksalsjahr. Das römische Reich drohte auseinanderzubrechen. Es gab Aufstände in den besetzten Gebieten, es hat geknirscht an allen Ecken und Enden.

In dieser Zeit gab es immer mehr Christen im römischen Reich. Eigentlich ein Wunder. 300 Jahre vorher hatte der Römer Pontius Pilatus Jesus noch zum Tod verurteilt. Als Aufwiegler gegen das Reich. Aber trotzdem hatte sich der Glaube an Jesus immer weiter ausgebreitet. Auch in Rom gab es inzwischen viele Christen. Die römischen Kaiser hatten ihnen das Leben nicht leicht gemacht. Manche haben Christen diskriminiert, verfolgt und sogar hinrichten lassen. Sie hatten versucht, diesen Glauben an den Aufwiegler Jesus zurückzudrängen. Christen mussten sich verstecken.

Aber jetzt, im Jahr 312, das auf dem Bild im Gasometer in Pforzheim festgehalten ist, muss Kaiser Konstantin in eine Entscheidungsschlacht ziehen. Gegen seinen Konkurrenten um die Kaiserkrone. Da hat er seinen Soldaten befohlen, dass sie das Zeichen von Jesus Christus auf ihre Schilder malen. Damit sie gewinnen. Später hat er gesagt, er habe das so geträumt.

Verrückt wie Geschichte manchmal läuft. Jesus hatte doch gesagt: „Selig sind die Frieden stiften, sie werden Söhne und Töchter Gottes heißen.“ Und jetzt zieht Konstantin in die Schlacht mit Christuszeichen auf den Schilden. Und er siegt tatsächlich. Und danach kriegt es dann auch hin, dass das Römische Reich nicht auseinanderbricht. Mit friedlichen Mitteln. Er baut ein neues Verwaltungsnetzwerk auf. Und das prägt unser Europa bis heute.

Wie das damals war, sieht man im alten Gasometer. Man kann ganz schön weit verreisen in Pforzheim.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27051
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