Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Dieses ‘schöne’ Wetter ist einfach nicht mehr schön. Weniger ‘schön’, wäre mir heute echt lieber.“

Das habe ich in den letzten Wochen ein paar Mal gedacht. Und ich war bestimmt nicht der einzige, dem es so gegangen ist bei 35 Grad. „Schönes“ Wetter ist nicht immer schön. Schon gar nicht gut. Komisch, oder? Dass ein Wort wie „schön“ auf einmal nicht mehr richtig passt.

Ich habe mich gefragt: Warum hat sich das überhaupt eingebürgert in den letzten Jahrzehnten. Dass die meisten von uns, wenn wir „schönes“ Wetter sagen, automatisch Sonne sehen, blauen Himmel, warm. Vielleicht liegt es daran, dass wir irgendwie weg sind von der Natur und nicht mehr wissen was für sie gut ist. Für viele von uns ist Natur ja vor allem für die Freizeit wichtig. Wandern, Schwimmen, Motorrad fahren, draußen feiern und Spaß haben. Wenn ich mit Freizeitaugen aufs Wetter gucke, ist es logisch, dass „schönes“ Wetter gleichbedeutend ist mit sonnig und warm. Mit meinen Freizeitaugen ist Regen „schlechtes“ Wetter.

Aber vielleicht bin ich mit Freizeitaugen ja ein bisschen kurzsichtig. Und brauche eine Brille, um klarer zu sehen, was „schönes“ und „gutes“ Wetter ist.

Eigentlich können ja auch Wolken am Himmel schön sein. Und wenn die Natur ausgetrocknet ist, ist Regen das Beste was ihr passieren kann. Und uns Menschen ja irgendwie auch.

Kann ein Landregen „schön“ sein? ‘Gut’ schon, aber schön?

Ich vermute, wenn man Bäume fragen könnte oder unsere Felder: Wie findet ihr einen Landregen? Dann sagen sie wahrscheinlich in diesem Jahr: „Ja superschön.“ Und wenn man Bauern fragt. Die würden bestimmt genauso reden.

Ist auch kein Wunder. Die Bauern gucken nicht mit Freizeitaugen aufs Wetter wie vielleicht die meisten von uns.

Was ist „schönes“ Wetter? Nach den Erfahrungen mit diesem Sommer, finde ich, meine Freizeitaugen reichen nicht, das zu sagen. Es ist nicht nur schön, was mir gefällt.

In der Bibel gibt es ein Lied, da singt einer von der Schönheit der Natur:

„Gott, Du breitest den Himmel aus wie ein Zelt; … du hast das Erdreich gegründet auf festen Boden... Du lässt Brunnen quellen in den Tälern, dass alle Tiere des Feldes trinken und die Wildesel ihren Durst löschen. .... Du tränkst die Berge von oben her, du machst das Land voll Früchte, die du schaffst.
Du lässt Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, ...dass der Wein den Menschen das Herz erfreut und das Brot das Herz der Menschen stärkt.“ (aus Ps 104)

Die Menschen haben schon immer gewusst: Erst mit Wasser auch von oben wird das Leben richtig schön.

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