Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Alois Henhöfer hat nicht vergessen, wo er hergekommen ist. Aus was für einem kleinen Dorf und was für einfachen Verhältnissen. Dabei hat er sich ein paar mal neu erfunden und hat es zu etwas gebracht hat. Das gefällt mir an ihm.

In Völkersbach ist Henhöfer geboren. Vor über 200 Jahren. Völkersbach ist heute noch klein. Liegt 15 km südlich von Karlsruhe. Schon oben im Schwarzwald. Arme Kleinbauern waren seine Eltern. Vor 200 Jahren hieß das im Schwarzwald: Nie sicher sein, dass man durch den Winter kommt, ohne Hunger.

Die erste, die gesorgt hat, dass Alois da raus kam, war seine Mutter, eine fromme katholische Frau. Sie hat ihn auf die Schule geschickt. Bildung ist immer noch der beste Weg, sich neu zu erfinden. Anscheinend hat sie das gewusst.

Henhöfers Mutter wollte, dass er Priester wird. Ist er auch.

Bis er sich mit etwa 30 wieder neu erfunden hat. Nicht ganz freiwillig.

Er hat mit anderen sehr gründlich die Bibel gelesen und sich begeistern lassen von Jesus: Seine Glaube ist dadurch sehr intensiv und persönlich geworden. Diese tiefe ‚Herzensfrömmigkeit‘ hat ihn verändert und viele in seinem Umfeld sind ihm gefolgt.

Allerdings; von seiner „traditionell“ geprägten Kirche hat ihn diese neue Art zu glauben immer mehr entfremdet und entfernt.

Und die Kirche war alarmiert. Man kann sich das heute schwer vorstellen:

Man hat ihn 12 Wochen in Arrest gesteckt. Damit er zur „Vernunft“ kommt. Ist er aber nicht. So auf seinem Weg zu bleiben, auch wenn man dafür Nachteile in Kauf nehmen muss. Das braucht Überzeugung und Kampfgeist.

Henhöfer ist dann evangelisch geworden und wollte weiter Pfarrer sein.

Aber davor hat er erst beim badischen Großherzog vorpredigen müssen.

Und der hat danach gemeint: „Gelehrt redet er nicht. Aber es geht einem durchs Herz." Henhöfers Predigten müssen sehr lebensnah gewesen sein. Jedenfalls sind Menschen von weit her zu ihm gekommen.

Eines finde ich dabei vorbildlich an ihm: Henhöfer hat sich neu erfunden, aber er hat dabei nicht vergessen, wo er herkam und wie schlimm Armut ist.

Er hat sie nicht abgeschüttelt. Er hat sie gesehen auch als Erwachsener und sich um arme Kinder gekümmert. Hat so genannte Rettungshäuser für Kinder gegründet.

Glauben, fromm sein, aber nicht weltfremd. Erfolgreich sein, aber nicht abheben. Und besonders wichtig vielleicht, wenn man sich neu erfindet.

Sich nicht einbilden, man wäre was Besseres als einfache Leute.
Henhöfer hat sein christliches Herz behalten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27049
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