Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Rasender Stillstand“, so beschreibt ein Soziologe den Zustand des modernen Menschen. Mit der Wirtschaft als Hamsterrad, das ihn antreibe und in dem er wie verrückt auf der Stelle renne, ohne einen Schritt voranzukommen. Hartmut Rosa heißt der Soziologe. Und hat er recht? Nun, ich bin kein Soziologe, aber ich erlebe viele Menschen, die durch ihre Arbeit mehr erschöpft als erfüllt sind. Erschöpft von einer Art Wirtschaft, die immer mehr produzieren muss und nie zu einem Ende kommt. Eine Wirtschaftsform, die in immer mehr Bereiche unserer Gesellschaft gedrungen ist, in der sie nichts zu suchen hat. Krankenhäuser zum Beispiel, sollen keinen Profit abwerfen müssen, sondern Menschen heilen. Diese Ökonomisierung unserer Gesellschaft schafft Angst, sagt der Soziologe Rosa. Angst abzustürzen, wenn man nicht mitmacht. Als Land im globalen Wettbewerb und als Mensch, wenn man den Druck nicht mehr aushält. Und diese Angst verhindere, dass die Menschen wirklich glücklich sein können. Weil ihnen die Angst ihre „Resonanzräume“ nehme. Mit Resonanzraum meint er die Möglichkeit, sich und andere spüren zu können, sich lebendig zu fühlen und das Gefühl etwas bewirken zu können. All unsere PCs, Handys und Smartphones seien auch Ersatz für wirkliche Resonanzerfahrungen. Also viel äußeres Geklingel statt unsere inneren Saiten zum Klingen zu bringen. Und was könnten solche Resonanzräume sein? Der Soziologe nennt scheinbar altmodische, ich würde aber eher sagen zeitlose Resonanzräume: Die Familie, die Kunst, politisches Engagement und: Religion! Religion ist für den Soziologen Hartmut Rosa der Resonanzraum, der die Raserei zum Stillstand bringen kann. Weil sie den Menschen nicht antreibt, sondern sein lässt, ihn zur Ruhe kommen lässt, ohne dass er vorher etwas geleistet haben muss. Einfach weil er Mensch ist. Und nicht Hamster im sich endlos drehenden Rad der Wirtschaft.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27002
weiterlesen...