Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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 Teil 5: Gegen die Verbitterung

Nun hat es mich doch tatsächlich auch erwischt. Ein paar eilige Klicks auf der Seite eines Routenplaners im Internet, und kurze Zeit später bekam ich eine Rechnung über 60 Euro für ein Abo, das ich angeblich abgeschlossen hatte. Eine Woche später las ich in meiner Computerzeitschrift, dass diese Firma zu den landesweit bekannten Abzockern gehört. Ich kochte vor Wut und entschloss mich, Strafanzeige wegen Betrugs zu erstatten. Nach einigen Wochen bekam ich vom zuständigen Gericht Bescheid, dass eine ganze Reihe solcher Anzeigen gegen den Betreiber der Computerseite eingegangen seien, die nun gemeinsam verfolgt würden. Ich solle mir aber nicht allzu viel Hoffnung machen, weil der Betreiber vermutlich nicht zur Verantwortung gezogen werden könne. Aufgrund einer damals noch bestehenden Gesetzeslücke, musste ich in den sauren Apfel beißen und das Geld bezahlen. Die 60 Euro waren ärgerlich, aber zu verkraften. Was mich wirklich aufbrachte, war die Dreistigkeit der Firma und die Tatsache, dass man ihr offenbar nicht das Handwerk legen konnte.

Die Angelegenheit liegt nun schon einige Jahre zurück. Aber ich merke, selbst wenn ich sie hier jetzt erzähle, steigt der Ärger wieder in mir hoch. Das will ich aber nicht. Schon gar nicht auf Dauer. Ich will mich nicht von negativen Erfahrungen prägen und für die Zukunft blockieren lassen. Ich kenne zu viele Menschen, die durch Verletzungen und erlittenes Unrecht verbittert geworden sind. Sie haben allen Grund und jedes Recht, mit der Welt unzufrieden zu sein. Aber müssen sie es auch, und ist es gut für sie? Gerade das Gefühl ausgeliefert und ohnmächtig zu sein, kann dazu führen, dass sich jede Menge Wut und Groll in mir anstauen und mich zu einem ungenießbaren Zeitgenossen werden lassen.

Doch wie komme ich aus der Spirale der Verbitterung heraus? Gottes Wort sagt an mehreren Stellen, dass jeder Mensch sein Tun und Lassen einmal im Jüngsten Gericht verantworten muss. Daran glaube ich. Für mich hat das die Konsequenz: Ich werde mich auch weiterhin mit allen Mitteln zur Wehr setzen, wenn mir und anderen Unrecht geschieht. Das gehört einfach zu meinem Naturell. Aber ich muss mich nicht rächen. Ich kann meine negativen Gefühle mit Gott besprechen und bei ihm abgeben. Und dann überlasse ich ihm alles Weitere. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26957
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