SWR1 3vor8

SWR1 3vor8

Ex 16

Sie sind auf der Flucht. Mit viel Glück sind sie den stark bewaffneten Soldaten an der Grenze entkommen. Erstmal nur Freude, sie können es kaum glauben. Aber nach einigen Tagen setzt Ernüchterung ein. Das Leben als Flüchtling ist hart und mit vielen Strapazen verbunden. Dauernd unterwegs, sie schwitzen tagsüber und frieren nachts. Die Vorräte sind aufgebraucht, kein Wasser mehr und auch nichts mehr zu essen. Und die Gegend, die sie durchqueren, gibt nichts her. Hie und da stachelige Sträucher, mehr oder weniger Wüste. Da werden die meisten unzufrieden. Sie fangen an zu murren. Wären wir doch zuhause geblieben, da wurden wir zwar unterdrückt und hatten keine Rechte, aber das war immer noch besser als hier irgendwo in der Wüste zu sterben. Die Anführer reden aber weiterhin von einem Land, wo es nicht nur Freiheit sondern auch genug zu essen und zu trinken gibt. Und dass man jetzt einfach durchhalten müsse.

 

Die Geschichte steht in der Bibel und wird heute in den katholischen Gottesdiensten vorgelesen. Das Volk Gottes ist auf der Flucht. Raus aus Ägypten, wo die Israeliten als Sklaven schuften mussten. Hin in ein anderes Land, ein Land, wo es ihnen und ihren Kindern besser gehen soll, ein gelobtes Land. Gott hat es ihnen versprochen, das sagt zumindest Moses, ihr Anführer. Aber die Menschen glauben ihm nicht mehr so recht. Das Vertrauen in ihn und Gott schwindet. Und da geschieht es: Auf einmal fällt so was wie Brot vom Himmel. Jeden Morgen können sie welches aufsammeln. Das so genannte Manna. Ein Wunder, sowie ihre ganze erfolgreiche Flucht es war. Denn als ganz kleines Volk dem großen Ägypten entfliehen zu können, daran hatte keiner so richtig geglaubt.

Der Exodus, die Flucht aus Ägypten, hin nach Palästina ins gelobte Land ist wohl die wichtigste Erfahrung des Volkes Gottes. Ab jetzt ist Gott derjenige, der sie aus Ägypten herausgeführt hat. Im gelobten Land finden sie Heimat, werden selbst zu Landbesitzern, werden Einheimische und mit der Zeit vergessen sie ihre eigene Flüchtlingsgeschichte und wollen mit Fremden nichts zu tun haben. Da spielt Gott aber nicht mit. Seine Weisung ist eindeutig: „Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten (…)  denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.“(Lev 19,34)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26869
weiterlesen...