Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Feste werden in jeder Familie unterschiedlich gefeiert. Für Paare kann das ganz schön schwierig werden.
In ein paar Wochen wird unsere Älteste eingeschult. An einem Samstag. Es beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst, anschließend folgt Programm an der Schule, so bis halb zwölf. Danach ist die Sache dann zu Ende, habe ich gedacht. So, wie es damals auch bei mir war, vor fast 30 Jahren. In meiner Familie war die Einschulung eine recht nüchterne Sache. Für den frühen Nachmittag habe ich deshalb ohne Zögern noch einen anderen Termin zugesagt.

Meine Frau war davon nicht sonderlich begeistert. Sie hatte nämlich geplant, viele Leute einzuladen und den Einschulungs-Samstag mit Mittagessen und Kaffeetrinken fortzusetzen. So, wie es damals auch bei ihr war, vor fast 30 Jahren. In ihrer Familie war die Einschulung ein großes gemeinsames Fest.

So wie uns geht es manchen Paaren, glaube ich. Ob jetzt Einschulung oder Geburtstag oder Ostern oder Weihnachten – wir alle haben unsere persönlichen Vorstellungen, wie man das in der Familie feiert. Nämlich meistens so, wie wir es von klein auf kennengelernt haben. Und diese tiefe Prägung schüttelt man auch nicht so einfach ab.

Wie kriegt man das mit den Familienfesten dann gut hin in einer Partnerschaft? Vor allem, wenn die Vorstellungen arg unterschiedlich sind?

Man sollte vor allem darüber reden, glaube ich. Und zwar früher als wir über die Einschulung. Noch wichtiger als die harten Fakten sind dabei wahrscheinlich die persönlichen Erwartungen: Was erhoffe ich mir von dem Tag? Wann genau ist das Fest gelungen? Was sind für mich die entscheidenden Dinge?

Schon beim Reden kann es dann passieren, dass man einen neuen Blick gewinnt. Und merkt: Der andere hat Gründe für seine Sicht der Dinge. In unserem Fall habe ich mir irgendwann gedacht: Vielleicht ist es doch sinnvoll, eine Einschulung nicht nur nebenbei abzuhaken. Für unsere Tochter ist es ja tatsächlich ein großer Tag … Und meine Frau hat verstanden, dass ich nicht zu viel Wirbel haben will, weil die Schulzeit ja nicht nur an diesem einen Ereignis hängt.

Letztlich wird es nur mit Kompromissen gehen. Absagen wollte ich meinen Termin am Samstagnachmittag nicht mehr. Aber ich habe ihn ein wenig nach hinten verschoben. Als dann noch die Anfrage für einen weiteren Termin kam, habe ich „Nein“ gesagt. Jetzt freue ich mich auf den Einschulungstag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26806
weiterlesen...