Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Nacht. Rabenschwarze Nacht. Nichts zu sehen gar nichts. Das habe ich dieses Jahr in Griechenland erlebt. Bei einem Stromausfall, der nicht nur das Dorf, in dem ich war, betroffen hat, sondern die ganze Region. Und weil es bewölkt war hat man nicht mal den Mond oder die Sterne gesehen. Alles, was mir bei Nacht dort sonst die Orientierung gibt: Die Straßenlampen, die Lichter der Bergdörfer – ausgelöscht. Ein ganzer Landstrich komplett in Dunkelheit getaucht. So was hatte ich seit Jahren nicht erlebt. Wie gewohnt bin ich doch, das Licht anzuschalten. Am Haus, im Auto, im Wohnzimmer und morgens in Bad und Küche.
Licht ist Sicherheit, gibt Orientierung und ist selbstverständlich. Dunkelheit scheint geradezu verbannt durch unsere Zivilisation. Unsere Großstädte leuchten bei Nacht so hell, dass dort die Sterne kaum noch zu sehen sind. Astronomen und Naturschützer sprechen von Lichtverschmutzung, weil ihrer Ansicht nach viel zu viel Licht gemacht und auch noch falsch ausgerichtet werde. Und jetzt im dunkelsten Monat des Jahres kommt mit der adventsbeleuchtung in den Straßen und Fenstern und Häusern noch viel mehr Licht in die Welt. Und auch so manches Kitschige und Skurile. Aber wir Menschen brauchen Licht. Nicht nur für die unsere Sicherheit und Orientierung. Wir brauchen das Licht als Ausdruck von Lebensfreude, von Wärme und Geborgenheit und als ein Zeichen von Hoffnung.
Die letzten Worte Goethes auf seinem Sterbebett sollen „mehr Licht“ gewesen sein. Also ganz banal der Wunsch, den zweiten Fensterladen öffnen zu lassen. Wohl aber auch Ausdruck seiner Sehnsucht einen letzten Blick auf das Leben zu werfen. Menschen, die Nahtoderlebnisse hatten, erzählen von einem wunderbaren Licht, das sie gesehen haben. Und Babies sehen, wenn sie auf die Welt kommen, erst mal das gleißende Licht im Kreißsaal.
Licht und Dunkelheit sind Urerfahrungen. Und darum ist es auch schön und richtig, Licht zu machen in dieser dunklen Zeit. Licht, das über die Augen der Menschen in ihre Seelen geht. Das kann durch eine Lichterkette sein, durch einen Adventskranz, oder auch durch eine einzelne Kerze, die die Dunkelheit in warmes, sanftes Licht taucht. Es kann aber auch durch Menschen geschehen. Es gibt Frauen und Männer, die kommen in einen Raum und es wird irgendwie heller. Und Licht kann durch Begegnungen entstehen. Durch einen Besuch, einen Anruf oder durch die reine Anwesenheit eines Menschen, den man liebt, gern hat oder braucht! https://www.kirche-im-swr.de/?m=267
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