Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es muss nicht immer gleich eine Depression sein. Oft reichen schon kleinere seelische Schräglagen, um einen den Tag zu vermiesen: Schlecht geschlafen, mit dem falschen Fuß aufgestanden, oder ein noch nicht verdauter Streit. All das kann auf die Seele drücken und manchmal kann sich die Seele auch ohne einen ersichtlichen Grund schwer anfühlen. Für diese Art von Traurigkeiten des Gemüts, hat der Theologe Thomas von Aquin 6 Ratschläge zusammengestellt. Sie sind rund 700 Jahre alt, so lebensnah und auch noch aktuell, dass ich sie gern weitergeben möchte: Also   

 

1. Ratschlag gegen die Traurigkeit des Gemüts: Genießen. Das Genießen als leib-seelisches Gegenprogramm zur Schwere, zum Frust oder der Bedürftigkeit. Ein gutes Buch, ein schönes Musikstück oder etwas Feines zum Essen. Also Lust als Mittel gegen den Frust.

2. Ratschlag: Weinen. Ja, wenn Tränen fließen ist das mehr als nur salzhaltiges Wasser. Weinen macht weich, macht leichter. Augen die geweint haben sehen die Welt klarer und in milderem Licht.

3. Wie auch wenn man bei Freunden Mitleid erfahren hat. Der dritte Ratschlag. Wenn man mit Freunden über seine Probleme oder Belastungen sprechen kann. Und ein gutes Wort wohltut oder ein offenes Ohr befreit. Dann fühlt sich geteiltes Leid tatsächlich an wie halbes Leid. 4. Ratschlag gegen die Traurigkeit des Gemüts: Das Betrachten der Wahrheit. Klingt ein wenig sperrig, aber es kann gut tun, Dinge die feststehen, zu sehen und auch als feststehend anzuerkennen.   

Weil die Wahrheit, so schön oder schmerzlich sie auch sein kann, Klarheit und Sicherheit gibt.

5. Ratschlag des Thomas von Aquin: Schlafen. Oh ja, weil Schlaf an Leib und Seele erfrischt. Das merkt man durch das Gegenteil, Schlafentzug wird auch als Folter angewandt. Weil der Schlaf uns an Leib und Seele erfrischt. Und mit den Träumen uns selbst näher bringt.

6. Ratschlag gegen die Traurigkeit des Gemüts: Schwimmen. Ist nicht immer möglich. Aber wenn es möglich ist, dann tut es so gut, weil es uns an den geborgenen Urzustand im Mutterleib erinnert. Und vielleicht auch, weil das Schwimmen einen Zustand körperlich erfahrbar macht, den eine schwere Seele sich wünscht: Getragen sein und doch frei.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26640
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