SWR1 3vor8

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Zehnter Sonntag im Jahreskreis B (Genesis 3,9-15)

Kann man sich vor Gott verstecken? Kaum anzunehmen, dass das klappt. Adam, der erste Mensch, versucht’s trotzdem. Und kommt ... buchstäblich ... in Teufels Küche. Die Frau sei schuld, versucht Adam abzulenken. Die Frau, die Gott ihm zur Seite gestellt habe. Aber die will’s auch nicht gewesen sein und schiebt die Schuld der Schlange in die Schuhe.

So beschreibt das Buch Genesis - heute Bibeltext in den katholischen Gottesdiensten - den sogenannten Sündenfall. Als Versteckspiel. Der gerade erschaffene Mensch muss sich in der Welt erst noch zu Recht finden. Vor allem muss er in Erfahrung bringen, was er darf und was nicht. Was ihm nützt und was ihm schadet. Und das geht gleich gründlich schief. Er will alles. Alles wissen, alles können, alles machen. Dabei hatte Gott ihm gerade das verboten. Weil er weiß, wohin das führt, wenn einer, der nicht Gott ist, alles will. Aber zu zweit sind sie sicheinig, Adam und Eva. Verbote kann man umgehen, und wenn man auffliegt, dann versteckt man sich eben. Wörtlich heißt es im Buch Genesis:Nachdem Adam von der Frucht des Baumes gegessen hatte, rief Gott, der Herr, ihm zu und sprach: Wo bist du? Er antwortete: Ich habe dich im Garten kommen hören; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich.[1]

Vor Gott ist der Mensch immer nackt. Sobald er es jedoch weiß und meint, etwas dagegen unternehmen zu müssen, stört das ihre Beziehung. Der Mensch entfremdet sich von seinem Schöpfer. Und auch von sich selbst.Er weicht ihm und sich selbst aus. Das Paradies ist zerstört.

Viele Probleme, die es auf unserer Welt gibt, scheinen mit diesem Irrtum zu tun zu haben. Ich weiß, dass etwas falsch ist, und tu’s trotzdem. Wenn ich dann auch noch versuche, mich vor Gott zu verstecken, also mein schlechtes Gewissen zu leugnen, dann ist die letzte Hürde genommen, die mich vor dem Fehler hätte bewahren können. Dann fallen alle natürlichen Grenzen: Das Lügen und Betrügen, das Drohen und Verletzen - sie werden dann scheinbar zur Normalität, obwohl sie doch exakt dem widersprechen, wie Gott die Welt gewollt hat.

Ich sehe nur eine Chance: Mir meiner Nacktheit bewusst zu sein, alle Hüllen fallen zu lassen und so vor Gott hinzustehen, wie er uns nun einmal geschaffen hat. Wer sich traut, wird sehen, wie gut das tut. Und wie befreiend das ist. Weil Gott seine Schöpfung in Liebe anschaut. Jedes Geschöpf. Jedes.

 



[1] Gen 3,9f.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26615
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