SWR2 Wort zum Tag

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Glauben ist eine Herzensangelegenheit. Für die Menschen und für Gott. Diese Behauptung und Erfahrung finde ich in der Bibel, und sie leuchtet mir ein. Da steht: Gott verbündet sich mit seinen Menschenkindern und schreibt seinen Bund in ihr Herz und in ihren Sinn ein (Jer.31,33).

Wir kennen uns aus in Herzensdingen. Unser Herz klopft und schmerzt in Aufregungen und besonderen Momenten. Wer verliebt ist, weiß das, aber auch, wer Kummer hat. Es zittert und zagt, wenn ich spüre: Darauf kommt es jetzt an. Es flattert, wenn ich unsicher bin und Angst habe. Das Herz kann auch mitleiden und überströmen von Mitgefühl.

Aber auch so: Ich erlebe, wie viel Kraft ich habe, wenn ich mir ein Herz fasse und etwas anpacke, was ich mir zunächst nicht zugetraut habe. Das muss man doch manchmal: Sich ein Herz fassen. Etwas tun, etwas sagen, sich einmischen. Wenn es Streit gibt. Wenn jemand zu Unrecht beschuldigt wird. Wenn schlecht über Andere geredet wird. Wenn Menschen Hilfe brauchen, ganz konkret. Manche Menschen sind mit der besonderen Begabung gesegnet, unerschrocken und beherzt zu handeln. Sie erkennen, was nötig ist, und tun das dann auch. Allerdings machen wir auch die Erfahrung, wie sehr einem das Herz „in die Hose“ rutschen kann.

Für die biblische Menschenkunde sitzt im Herzen die Lebenskraft, das Wesen des Menschen. Dort sitzt die Lebensenergie, die treibende Kraft, der Mut und der Tatendrang, den Menschen brauchen, um ihr Leben in die Hand zu nehmen.

Im Herzen, da, wo ich als Mensch mein Zentrum habe, ist der Bund mit Gott eingeschrieben, sagt der Prophet. Er ist nicht nur in Stein gemeißelt oder mit Brief und Siegel bekräftigt. Das sind Äußerlichkeiten, die vergehen können. Doch was im Herzen ist, das kann nicht verloren gehen. Das Herz erinnert sich. Erinnert sich selbst und auch Gott daran: Der Bund mit Gott ist ein ewiges Versprechen.

Denn könnte es nicht sein, dass Menschen auch von sich aus den Bund mit Gott immer wieder erneuern müssen? Wenn Gott einem dunkel und verstörend begegnet, muss man sich dann nicht überwinden, an diesem Bund festzuhalten? In einem Psalm hat einer gebetet: „Dennoch bleibe ich fest an dir ... “ (Ps.73).  Vielleicht hat Gott selbst ihn auch nötig, diesen Bund mit den Menschen? Wenn Menschen in tiefen Verzweiflungserfahrungen erneut nach der Hand Gottes greifen, dann ist das doch vielleicht so etwas Ähnliches wie: Menschen halten fest am Bund mit Gott, weil sie sich in ihrem Herzen daran erinnern.

Glauben ist eine Herzensangelegenheit. Fassen wir uns ein Herz.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26564
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