SWR1 3vor8

SWR1 3vor8

Lk 10,21-24

Was für ein Satz. Ein Schlag ins Gesicht eines jeden Intellektuellen. Er stammt von Jesus und steht im Bibeltext, der heute in den katholischen Kirchen vorgelesen wird.  „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen.“ Mit den Unmündigen sind die Jünger Jesu gemeint.  Denn sie waren nicht die großen Intellektuellen, die für jede Situation ein passendes Zitat aus der Schrift  parat hatten. Sie waren eher einfache Leute, Fischer, Handwerker, vielleicht waren auch ein Paar Tagelöhner dabei. Mit den Intellektuellen, mit den Schriftgelehrten seiner Zeit, hatte Jesus sich eigentlich nie richtig verstanden. Wenn sie mal was gut fanden, was Jesus tat oder predigte, hatten sie immer auch etwas zu mäkeln. Einem Ja wurde immer auch ein Aber hinterhergeschickt.

Es ist einfach, die Schriftgelehrten von damals kritisch zu beäugen. Aber der Satz Jesu: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen hast….“  gilt auch uns heute. Ganz besonders mir und meiner Zunft. Denn was bin ich als Theologe anderes als ein Schriftgelehrter? Ich habe sie studiert und studiere sie immer noch und immer wieder: Die Bibel, die heilige Schrift. Und darüber hinaus die kirchlichen Regeln, Gesetze, Dogmatiken, Lehrschreiben usw. usw.. Und dann kommt es häufig wie von selbst, das kleine Wörtchen Aber. Dann entstehen schnell solche Sätze wie:

Ja, es ist gut, wenn Menschen nach einer gescheiterten Ehe wieder einen Partner, eine Partnerin, finden. Aber noch mal heiraten? Nach der Sakramentenlehre nicht möglich.

Ja, es ist gut, wenn Eheleute gemeinsam in die Kirche gehen und dann noch gemeinsam zur Eucharistie / zum Abendmahl. Aber in der katholischen Kirche geht das nur, wenn beide auch katholisch sind. Denn so steht es im Kirchenrecht.

Ja, es ist gut, aber ...

Als Jesus den Satz von den Unmündigen, die verstehen, und von den Klugen und Weisen, die nicht verstehen, gesprochen hatte, war er vom Heiligen Geist erfüllt -  so heißt es ausdrücklich in der Bibel. Der Heilige Geist und wir Theologen – ich glaube wir haben manchmal ein schwieriges Verhältnis.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26524
weiterlesen...