Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Jeden Tag muss ich mich entscheiden – Wissenschaftler haben herausgefunden: bis zu 20.000 Mal am Tag. Wahnsinn. Manche Entscheidungen sind leicht. Zum Beispiel, dass ich jeden Morgen einen Kaffee trinke. Da muss ich nicht lang überlegen. Komplizierter wird es, wenn ich mich für längere Zeit festlegen muss. Ausbildung oder Studium? Im Urlaub ans Meer oder in die Berge?

 

In Mannheim war in den letzten Monaten eine spannende Ausstellung rund ums Entscheiden. Schon am Eingang hat es mich gepackt. Dort stand eine Vitrine mit drei Tabletts. Auf dem ersten lagen drei Pralinen. Auf dem zweiten zehn und auf dem dritten 30. Und dann musste ich mich entscheiden: Beim einen Marzipan oder Krokant? Beim anderen helle oder dunkle Schokolade? Und dann mit oder ohne Nuss?

Mir ging es wie den meisten Besuchern: Wenn ich von dem Tablett mit drei Pralinen eine ausgewählt habe, habe ich mich hinterher wohl mit der Entscheidung gefühlt. Anders, als ich eine aus 30 Pralinen auswählen musste. Das war schon schwerer. Und kaum habe ich mich entschieden, überlege ich die ganze Zeit, ob ich nicht doch die Praline mit der Nuss obendrauf hätte nehmen sollen.

Je größer die Auswahl, desto komplizierter wird es. Bei Pralinen ist das nicht dramatisch, aber ich kenne dieses Gefühl auch bei anderen Entscheidungen. Wenn ich nach dem Abi erst einmal eine große Reise gemacht hätte, anstatt gleich zu studieren. Oder wenn ich mich entschieden hätte, die Stelle zu wechseln, anstatt zu bleiben. Wie entscheide ich richtig? Soll ich mehr auf den Kopf hören oder auf den Bauch?

Um es gleich vorweg zu nehmen: einen einfachen Plan, wie ich mich am besten oder leichtesten entscheide, hatte die Ausstellung nicht. Aber eine Menge Rezepte, die je nach Situation hilfreich sein können. „Nimm zwei“ lautet eins davon. Wenn die Möglichkeiten bei einer Entscheidung zu viel werden und ich den Überblick verliere, hilft es, sich auf zwei zu beschränken. Für den nächsten Urlaub heißt das: nicht alle Orte anschauen, an die ich irgendwann mal möchte, sondern nur zwei Ziele aussuchen und dann entscheiden. Oder mir vorzustellen, ich wäre 80. Was hätte mir gefehlt, wenn ich bestimmte Dinge nicht getan hätte? Woran würde ich mich gerne erinnern?

Über zwanzig Entscheidungsrezepte habe ich nun zu Hause liegen und je nach Situation passt mal das eine, mal das andere. Doch egal welches Rezept ich nehme, diese Zutaten gehören für mich immer dazu: eine Portion Gelassenheit. Und Gottvertrauen.

 

 

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