Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

Heute ist „Muttertag“. Dieser Feiertag geht auf die Methodistin Anna Marie Jarvis zurück. Sie veranstaltete am 12. Mai 1907, dem Sonntag nach dem zweiten Todestag ihrer Mutter ein Memorial Mothers Day Meeting. Im folgenden Jahr widmete die Methodistenkirche in Grafton am zweiten Maisonntag allen Müttern eine Andacht. Fünfhundert weiße Nelken ließ Anna Jarvis als Ausdruck der Liebe zu ihrer verstorbenen Mutter vor der örtlichen Kirche an andere Mütter austeilen. Nun setzte sie alles daran, einen offiziellen Muttertag zu Ehren der Mütter zu schaffen. Sie kontaktierte Politiker, Geschäftsleute, Geistliche und Frauenvereine. Die Bewegung wuchs. Am 8. Mai 1914 erließ der US-Kongress die Verordnung, am zweiten Mai-Sonntag den Muttertag zu feiern. So ließ der Präsident im Mai 1914 die öffentlichen Gebäude beflaggen und den Muttertag zum ersten Mal als nationalen Feiertag begehen. Mit steigender Kommerzialisierung des Muttertags jedoch wandte sich Anna Marie Jarvis, die Begründerin des Feiertages, von ihrer Bewegung ab. Ja, sie bereute es sogar, diesen Tag ins Leben gerufen zu haben und kämpfte später erfolglos für dessen Abschaffung. So kann es kommen, wenn gutgemeinte Anlässe immer mehr vermarktet werden.

Es geht also am Muttertag eigentlich um die schlichte Dankbarkeit für das, was meine Mutter mir bedeutet: Meine Mutter hat meine Geschwister und mich am stärksten geprägt. Sie hat getröstet, geholfen und unterstützt – wo ich es brauchte. Sie hat aber auch mahnend den Finger gehoben, wenn etwas aus dem Ruder zu laufen drohte. Und falls nichts mehr half, zog sie mir auch den „Hosenboden stramm“. An all das darf ich mich dankbar am Muttertag erinnern.

Auch Anna Marie Jarvis erinnerte sich an diesem Tag gern daran, wie ihre Mutter sie geprägt hat. Da meine Mutter erst vor einigen Wochen gestorben ist, bekommt das dankbare Erinnern auch für mich einen starken Impuls. Ich besuchte sie kurz vor ihrem Tod noch einmal und dankte ihr auf dem Sterbebett für all das, was sie mir an Lebensmut, Lebensfreude und Lebensweisheit vermittelt hat. Für diesen Dank jedoch taugte weder ein Kinderreim noch ein Gläschen Sekt. Es musste mein gesprochener Dank reichen. Zuletzt beteten wir miteinander. Mein Gebet mündete in die Worte: „Gott, der Herr, segne dich und behüte dich. Er lasse Sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig“. Mit diesem Segenswunsch gingen wir getröstet auseinander.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26481
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