Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Vater, Sohn, Heiliger Geist – das kann man doch niemandem begreiflich machen!“ Das hat mir ein Religionslehrer gesagt. Und das hat mich gewundert, denn es scheint mir gar nicht so schwer. Man muss es halt aus der Praxis erklären. Mit Theorie kommt man da nicht weit.

Aber ich kann beschreiben, wie ich Gott praktisch erlebe. Ich erlebe ihn als Vater und Schöpfer. Er hat die Welt gemacht. Faszinierend! Ich brauche nur die eigenen Finger zu betrachten. Meisterwerke, unfassbar! Es braucht nur ein Hören in sich hinein – wenn ich genau hinhöre, kann ich sogar die Bewegung des Blutes in meinen Adern hören. So erfahre ich Gott. So erlebe ich ihn. Doch das ist nur ein Teil seines Wesens.

Was kann ich noch über Gott sagen? Er geizt nicht mit seiner Liebe! Gott ist nicht der, der der Erde einen Schubs gegeben hat und seitdem dreht sie sich eben. Er hat sich eingemischt. Ja, mehr noch: Als Jesus Christus hat er das Leben seiner Menschen mitgelebt. Hat Liebe, Erfolg, Leiden und Scheitern erlebt. Bis in die tiefsten Tiefen des Lebens und des Todes hat er sich begeben. Mit großer Leidenschaft für das Leben und für jeden einzelnen Menschen hat er gelebt. So können wir bis heute wissen: Jesus, der Sohn Gottes ist auf unserer Seite. Gott ist auf meiner Seite! Und egal, was passiert, das Leben siegt. Er hat den Tod besiegt.

Deshalb kann ich mit Leidenschaft leben. Und deshalb hoffe ich auf ein Leben nach dem Tod. So erfahre ich Gott. So erlebe ich ihn. Doch das ist nur ein Teil seines Wesens.

Und ich kann auch über Gott sagen: Er ist nicht nur außerhalb von mir zu finden. Weil ich mit Gott, dem Vater und Schöpfer, lebe. Weil ich Gottes Leidenschaft für das Leben erfahren habe, deshalb merke ich mehr und mehr, dass etwas von seinem Geist in mir lebendig wird. Ich höre keine Stimmen und doch ist es wie eine Stimme in mir, wie ein Kompass, der mir zeigt, in welcher Richtung ich Gott finde und wann ich mich von ihm entferne.

In Familien, die gut funktionieren, gibt es so etwas wie einen „Familiengeist“. Man weiß, wann man etwas im Sinn der Familie tut und wann nicht. So ist das mit dem Geist Gottes.

So erfahre ich Gott. Dreieinig. So erlebe ich ihn. Vater, Sohn und Geist. Eigentlich nicht so schwer. Ist halt Praxis. Mit Theorie kommt man da nicht weit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26464
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