Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Der Mann mir gegenüber trägt einen schwarzen Schnauzer. Seine wettergegerbte, braune Gesichtshaut ist angespannt, aber seine Augen funkeln. Er spricht sehr langsam, wenn er Deutsch spricht. Es strengt ihn an.  Er will, dass seine Worte trotz der fremden Sprache bei mir ankommen. Und er sagt: „Weil Sie an Gott, den Christus, glauben, wissen Sie: Alle Menschen sind gleich.“

Der Mann ist Iraker, ein Moslem. Er staunt über das, was mir mein Glaube zeigt: Dass alle Menschen gleich sind. Es ist nicht wichtig, in welche Religion sie hineingeboren wurden. Es ist nicht ausschlaggebend, aus welchem Land sie kommen. Sie sind Menschen, Kinder des Vaters im Himmel. Das kannte er bisher nicht. Er staunt und er versteht, was auch viele Christen vergessen haben: Wir wissen, dass alle Menschen gleich sind, weil wir an Gott, den Christus, glauben.

Wir glauben daran, dass jeder Mensch einen Wert in sich hat, weil er von Gott selbst gewollt und gemacht ist. Das gibt ihm Würde. Ich habe nirgends sonst eine Erklärung der Würde des Menschen gefunden als nur in meinem Glauben. Weil Gott mein Schöpfer ist, deshalb bin ich wertvoll. Fällt dieser Grund weg, bleibt nichts von meiner Würde.

Wir glauben daran, dass alle Menschen Fehler machen. Wir machen uns schuldig. Auch da sind wir alle gleich. Wir Christen tun gut daran, uns nicht über andere zu erheben. Wir bleiben immer etwas schuldig. Auch da sind wir alle gleich.

Aber „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben“ (Johannes 3,16). Das hat Jesus selber gesagt und deshalb glauben wir Christen: Gott ist uns entgegengekommen. Er wendet sich auch dann nicht von uns ab, wenn wir Fehler machen.

Jeder hat das Recht, ein anderer Mensch zu werden. Auch da sind wir alle gleich. Wir Christen glauben daran, dass jeder einzelne Mensch unersetzlich wichtig ist. Wir glauben daran, dass das für alle gilt. Und, nein, jetzt kommt kein Aufruf dazu, die Menschen aus dem Irak anzunehmen und den Flüchtlingen aus Afghanistan eine Chance zu geben. Das ist selbstverständlich.

Ich glaube, viel schwerer ist es für viele, sich selbst anzunehmen!
Falls Ihnen das so geht, dann sage ich Ihnen heute: Sie haben eine Würde, die direkt von Gott kommt. Sie sind anderen und sich und Gott etwas schuldig geblieben, aber Sie sind Gott so unendlich wertvoll, dass er sein Liebstes hingegeben hat, damit Sie neu anfangen können. Alle sind gleich. Sie sind unersetzlich wertvoll und wichtig.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26462
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