Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich will gerne noch lange leben. Ich will das Leben genießen. Ich will etwas Sinnvolles tun. Ich will mit Menschen eng verbunden sein. Und ich will Gott spüren. Da, wo ich bin. Aber eines Tages werde ich sterben. Ich werde heimgehen. Zu meinem Vater im Himmel. So bete ich zu Gott: Vater im Himmel. Zu ihm werde ich heimgehen, wenn ich sterbe.

Wie oft habe ich mir das schon vorgestellt. Als Kind habe ich schon Bilder vom Himmel gemalt. Bunt war es da, unendlich viele Tiere und Pflanzen und Menschen, die sich lieben. Und sehr viel Licht war da und ich war stolz. Ich darf einmal dort sein.

Später dann konnte ich mir den Himmel nicht mehr ohne Hölle denken. Sollten alle in den Himmel? Stalin? Hitler? Zu viele Menschen tun nicht das, was Gott will. Nicht, weil sie nicht können. Nein, weil sie nicht wollen. Ab in die Hölle, dachte ich. Mit denen. Und ich werde zu meinem Vater heimgehen.

Aber dann entstand ein erster Zweifel in mir. Geht das alles so glatt auf?  
Ich hatte begonnen, mich selbst zu sehen, so wie ich bin. Und das war nicht immer gut. Ich wurde unsicher. Wo werde ich einmal sein? Im Himmel? Wirklich? Oder auch in der Hölle?

Jesus erzählt, dass ein Sohn vom Vater vorzeitig sein Erbe verlangt und alles bekommt. Wie jeder Mensch sein Leben bekommt. Und er verbraucht es, andere saugen es aus ihm heraus, er ist ein Schweinehirt am Ende. Und irgendwann macht er sich auf den Weg, heim zum Vater. Und hofft, dass es da besser wird.

Auch ich werde heimgehen zum Vater, wenn ich sterbe. Und wie der Sohn werde ich mich selbst ganz realistisch sehen. Ich habe alles verbraucht, was mir gegeben war. Ich habe andere mein Leben aussaugen lassen. Ich habe keinen Grund, stolz zu sein. Ich werde mich zitternd wie alle anderen auf den Weg machen, wenn ich sterbe.

Und Jesus weiß: Der Vater im Himmel läuft seinen Kindern entgegen und sagt: Mein Kind, du warst tot, aber jetzt lebst du! Lass uns miteinander das Leben feiern. Du wirst mit den anderen Menschen und mit mir verbunden sein und bleiben.

Ich werde zu meinem Vater heimkehren. So wie alle anderen werde ich es tun mit Zittern und Zagen von meiner Seite. Bunt ist es da und unendlich viele Tiere und Pflanzen und Menschen, die sich lieben. Und viel Licht. Und ich werde nicht stolz sein, aber glücklich.

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