SWR4 Abendgedanken

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Trostpflaster. Das Wort erinnert mich an meine Kindheit. Ein zerschrammtes Knie, Tränen fließen. Meine Mutter eilt mit einem Pflaster herbei und versorgt die Wunde. Ich genieße ihre Nähe. Und ihre tröstenden Worte. Das Pflaster lindert meinen Schmerz. Ein Trostpflaster.

Später als Erwachsener muss man noch ganz andere Schmerzen aushalten. Da stirbt ein geliebter Mensch. Das tut weh. Man erlebt auch Enttäuschungen. Und Streit. Das alles hinterlässt Wunden, über die man nicht einfach ein Trostpflaster kleben kann und gut ist‘s. Solche Wunden schmerzen oft ein Leben lang.

„Mach‘ dir nichts draus. Anderen geht es viel schlimmer als dir.“ Vielleicht kennen Sie solche gut gemeinten Worte. „Alles nur halb so schlimm. Das Leben geht weiter!“ Ich finde, solche Worte geben keinen Trost. Die vertrösten nur. Und das hilft nicht weiter.

Was mir in schweren Stunden geholfen hat, war die Nähe eines lieben Menschen, der einfach nur da war - ohne viele Worte zu machen. Der mir die Hand gehalten und mir zugehört hat. Das tröstet wirklich. Und holt einen wieder zurück ins Leben, finde ich.

„Tröster“ wird Gott manchmal auch in der Bibel genannt. Weil Menschen ihn so erfahren haben: Als jemanden, der da ist, wenn man ihn braucht.

Mose zum Beispiel hat Gott so erlebt. Mose war verzweifelt. Er sollte die Israeliten aus der Gefangenschaft in Ägypten befreien und in das gelobte Land führen. „Das schaffe ich nicht!“, hat er gesagt. Da hat Gott ihn getröstet: „Ich bin für dich da“, hat er zu ihm gesagt. Und das hat Mose dann auch so erlebt: Gott hat ihm geholfen, die Israeliten in das gelobte Land zu führen.

Gott ist ein guter Tröster. Das hat auch der Pfarrer Dietrich Bonhoeffer in schweren Zeiten während des 2. Weltkriegs erlebt. Er hat seine Erfahrung mit Gott in einem Gedicht aufgeschrieben: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Mich trösten diese Worte. Gerade, weil sie ein Mann geschrieben hat, der viel durchmachen musste. Sie helfen mir, Gott zu vertrauen.   

Solches Gottvertrauen wünsche ich Ihnen und allen, die es gerade schwer im Leben haben: Dass Gott für sie da ist und sie tröstet - wie eine gute Mutter und ein guter Vater.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26316
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