SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

In einem Adventslied heißt es:

Maria durch ein Dornwald ging,
der hat in sieben Jahr kein Laub getragen.
Was trug Maria unter ihrem Herzen?
Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen.
Da haben die Dornen Rosen getragen,
als das Kindlein durch den Wald getragen.

Aus dem 16. Jahrhundert wahrscheinlich stammt dieses Lied, Melodie und Text – insgesamt sieben Strophen - sind im Eichsfeld entstanden. Ursprünglich war es ein Wallfahrtslied. Auf jeden Fall ein Lied voller Hoffnung. Es spricht davon, daß unmöglich Scheinendes geschieht. In vielen Advents- und Weihnachtsliedern findet sich dieses Motiv. Neue Triebe spriessen, wo alles tot und feindlich schien, in der Dunkelheit erscheint ein Licht, verschlossene Tore tun sich auf, ja, der verschlossen geglaubte Himmel öffnet sich, denn - und das ist das Kühnste - Gott wohnt bei den Menschen.
Die schwangere Maria unterwegs in einem Wald von Dornen. Seit Jahren kein Laub mehr, nur Dornen. Vielleicht klingt da ja etwas an bei Ihnen. Gehen müssen durch einen Wald von Dornen. Aber auch: gehen können, tatsächlich weitergehen in diesem Wald. Mit dem Keim zu neuem Leben in sich. Und erleben, dass sich dieser Wald verändert: die Dornen verschwinden nicht, aber Rosen blühen auf. Nicht: Rosen treten an Stelle der Dornen, sondern: die Dornen tragen Rosen.
Dieses Lied spricht davon, wie Jesus in Maria zur Welt kommt, wie Gott zur Welt kommt. Es bedient sich dabei einer menschlichen Erfahrung und einer Erfahrung aus der Natur: dass wir manchmal beim Gehen unter Dornen schon neues Leben in uns tragen, und dass dies den dornigen Weg unglaublich verändern kann.
Da haben die Dornen Rosen getragen, als das Kindlein durch den Wald getragen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2627
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