SWR4 Abendgedanken

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Wenn alle in eine Schublade gesteckt werden, das gefällt mir nicht. Lehrer sind so, Handwerker sind so und Rentner so …und Lastwagenfahrer sind rücksichtslos. Besonders die aus Osteuropa, habe ich eine Frau klagen hören. Selbst wenn da etwas dran wäre. Ich finde diese allgemeinen Urteile trotzdem ungerecht. Nicht alle sind so.

Es gibt eine Geschichte in der Bibel. Sie erzählt: In einer Stadt herrschen Unrecht und Gewalt. Alle Einwohner scheinen verstrickt in Betrug und Lügen. Deshalb beschließt Gott, die ganze Stadt zu bestrafen. Da hat es einer gewagt und ist eingetreten für die Stadt. Es war Abraham (1.Mose 18), einer der Väter des Volkes Israel. Er bittet Gott: Verschone diese Stadt. Es hat nicht nur böse Menschen darin. Und dann fängt Abraham an, mit Gott zu handeln. Und Gott lässt sich darauf ein. Er verschont die Stadt, wenn 10 gefunden werden, die anders sind.  

Mir geht es nicht um eine ganze Stadt. Mir geht es um eine Gruppe von Menschen, über die ein Urteil gefällt wird. Aber nicht alle aus dieser Gruppe sind so. Faul oder rücksichtslos oder geizig. Um der wenigen willen, die anders sind, finde ich es unfair, alle in eine Schublade zu stecken und pauschalen Urteile zu verbreiten.   

Stichwort Brummifahrer. Neulich bin ich mit dem Fahrrad in die Stadt gefahren. Der Radweg kreuzt die Einfahrt auf die Autobahn. Ich habe zeitig über meine linke Schulter zurückgeschaut. Da habe ich gesehen, dass ein überlanger Brummi sich auf der Einfädelspur nähert. Automatisch habe ich mich darauf eingestellt, dass ich abbremsen muss. Doch schon hat der Fahrer seinen Riesenlaster abgebremst. So konnte ich mit Schwung meine Fahrt fortsetzen. Ich habe mich bedankt und gewinkt. Der Fahrer hat zurückgewinkt. Und gerade noch habe ich sehen können, dass da ‚Ro‘ auf dem Nummernschild steht für Rumänien.
Schon einer genügt, um zu zeigen, dass nicht alle so sind.   

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