SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Menschen brauchen Vorbilder. Nicht um diese zu kopieren, sondern als Beispiele.
So ein Vorbild ist für mich Dietrich Bonhoeffer. Heute sind es 73 Jahre, dass er im Gefängnis Tegel in Berlin ermordet worden ist.

Dietrich Bonhoeffer war Pfarrer. Zusammen mit anderen Männern und Frauen hat er Widerstand geleistet gegen das unmenschliche System des Dritten Reiches. 

Warum hat er das getan? Er konnte nicht tatenlos zusehen, wie Gottes Wort missachtet wurde. Damals wurden jüdische Bürgerinnen und Bürger ausgegrenzt und verfolgt. Der Staat hat das angeordnet. Und die Kirche hat dazu geschwiegen. Kauft nicht bei Juden stand dann an jüdischen Geschäften geschrieben. So wurde die Bevölkerung aufgefordert, das Recht jüdischer Bürger mit Füßen zu treten. Für Bonhoeffer war klar, da dürfen Christen nicht mitmachen.   

Wir dürfen uns Dietrich Bonhoeffer aber nicht als einsamen Helden vorstellen. Er ist in einer großen Familie mit fünf Geschwistern aufgewachsen und hatte viele Freunde. Er liebte gutes Essen und er reiste gerne.

Eine zärtliche Liebe hat ihn mit seiner Freundin und Braut Maria von Wedemeyer verbunden. Sie war 12 Jahre jünger als er. Als Dietrich 1943 – 1945 im Gefängnis war, haben sie sich Briefe geschrieben. Es berührt mich, wenn ich lese, was sie ihm ins Gefängnis geschrieben hat: ich habe einen Kreidestrich um mein Bett gezogen etwa in der Größe deiner Zelle. Ein Tisch und ein Stuhl stehen da. Wenn ich dasitze, glaube ich schon beinahe, ich wäre bei dir.

Aber weder die Liebe zu seiner Freundin noch die schönen Seiten des Lebens konnten Bonhoeffer abhalten, einzutreten für Gerechtigkeit. Er hat auf sein Gewissen gehört und hat Widerstand geleistet gegen die Gewaltherrschaft des Dritten Reiches. Es hat für ihn keine andere Wahl gegeben. Er musste Gottes Wort gehorchen mehr als denen, die an der Macht waren.  

Dieses mutige Beispiel darf nicht vergessen werden. Es weckt auf. Es ruft nach dem Mut, der heute nötig ist, einzutreten für ein friedliches Zusammenleben mit allen Menschen in unserem Land.   

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26244
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