Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es war ein sehr seltsames Gefühl, vor wenigen Wochen das Grab meiner Großeltern aufzulösen. Ein Schritt, der mir alles andere als leicht gefallen ist.

Auch wenn es 48 Jahre her ist, dass mein Opa gestorben ist und es bei Oma  heuer 23 werden –. Emotional hat mich immer viel mit diesem Ort verbunden. Vor allem nach dem Tod meines Opas – damals war ich sechseinhalb -  bin ich fast täglich an seinem Grab gewesen. Ich habe ihn schmerzlich vermisst – war er doch so was wie mein Fels in der Brandung, einer der ohne große Worte wusste, was zu tun war:  Er nahm mich einfach bei der Hand, wenn ich mal wieder Angst hatte in den Keller zu gehen, und ist mitgegangen.  Mein Opa ist sehr plötzlich gestorben und ich habe lange gebraucht um zu begreifen, dass er nicht mehr wiederkommt, dass sein Körper jetzt da leblos unter der Erde liegt…und er im Himmel sei.

Auch als Jugendliche und junge Erwachsene hab ich meinen Kummer oft mit an diesen Ort genommen, mich an den Stein gelehnt auf dem sein Name stand. Emil Berhalter – 1900-1970.

Und jetzt gibt es nicht einmal mehr diesen Stein. Die Fläche ist eingeebnet, Gras wird darüber wachsen – Ab und an beneide ich unsere jüdischen Glaubensschwestern und –Brüder, bei denen es dieses Grabauflösen nicht gibt – wo ein Grab für immer bleibt.

Trost ist mir, dass unsere Namen auf immer eingeschrieben sind bei Gott. Daran glaube ich. Und dass dieser Opa und auch all die anderen Toten, die zu meinem Leben gehören, für immer einen Platz in meinem Herzen haben.

Aber dieser Platz im Herzen bleibt ein Grab, wenn daraus nicht eine lebendige Erinnerung wird, wenn ich sie einbalsamiere und glorifiziere, ohne dass daraus etwas zur Tat wird. Es geht darum, dass ich mein Erbe antrete, das was ich an Güte erfahren habe, selbst lebe – konkret mit denen die Angst haben, wie mein Opa in den Keller zu gehen und wieder zurück.

In diesem Sinne habe ich die Osterbotschaft vom leeren Grab dieses Jahr nochmals mit anderen Ohren gehört.

Der Stein ist vom Grab gewälzt, das Grab leer, die Botschaft des Engels eindeutig: er ist nicht hier – er ist auferweckt – er geht euch voraus nach Galiläa.

Ich glaube dieser Satz fordert damals wie heute auf, in den Alltag, ins Leben zurück zu gehen. Nach Hause. Und dort etwas von dem weiterzuleben, was Jesus den Jüngern aufgetragen und mein Opa mir vorgelebt hat: In seiner Liebe zu bleiben, den Armen und Schwachen beizustehen und ihm seinen Gott glauben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26214
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