Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Neu anfangen: wie geht das? Geht das überhaupt?
In der Bibel wird gleich nach der Ostergeschichte davon erzählt. Es geht um Petrus, den Anführer der 12 Jünger. Ein tatkräftiger, forscher Typ, der das Herz manchmal auf der Zunge getragen hat. Für Jesus hätte er alles gemacht. Hat er zumindest gedacht. Und er hat es großartig verkündet: dem Jesus und den anderen. Er ist so von sich überzeugt gewesen.

Bis zu jenen Stunden, in denen sie Jesus den Prozess gemacht haben und das Todesurteil zu erwarten war. Petrus hat Angst bekommen: wenn Jesus umgebracht wird, wird es auch mir an den Kragen gehen. Sein Selbstvertrauen ist immer weniger geworden. Das Gottvertrauen auch. Während er auf das Urteil über Jesus wartet, wird er dreimal angesprochen: „Gehörst du nicht auch zu dem?“ Und Petrus sagt: „Nein! Mit dem hab‘ ich nichts zu tun!“ Dreimal die gleiche Frage. Dreimal die gleiche Antwort.

Und Jesus? Der stand nur da, in Fesseln, und hat ihn angeschaut. Petrus war am Boden zerstört und ist geflohen. Er war bitter enttäuscht von sich. Wie konnte ich nur? Was geschehen ist, konnte er nicht mehr ungeschehen machen.

Als einige Tage später die anderen Jünger über Ostern jubeln, hat er sich mitgefreut. Aber da war noch diese Last, die ihm zu schaffen gemacht hat.

In der Bibel wird die Geschichte des Petrus als Fortsetzungsgeschichte erzählt. Sie geht weiter.
Petrus trifft den auferstandenen Jesus. Er ist unsicher: Wie wird Jesus auf ihn reagieren? Was Petrus getan hat, steht ja zwischen ihnen. Jesus spricht den wunden Punkt direkt an. Dreimal fragt er Petrus, wie er jetzt zu ihm steht. Dreimal antwortet Petrus – und mit jedem Mal wird er kleinlauter. Er stellt sich dem, was er getan hat.

Ich könnte verstehen, wenn Jesus jetzt sagen würde: „Verschwinde, mit dir will ich nichts mehr zu tun haben.“ Oder: „Überleg dir mal, wie du das wiedergutmachen kannst.“

Jesus aber hat ganz anders reagiert. Er hat Petrus beauftragt, sich um die andern zu kümmern. Nicht als großer Held und Über-Hirte. Sondern als einer, der erlebt hat, wie das ist, wenn man scheitert. Jesus reicht ihm die Hand. Und Petrus fängt neu an.

Für die ersten Christen ist er übrigens ein wichtiger Mann geworden. Vermutlich gerade wegen dem, was er erlebt hat. Er ist dadurch reifer geworden, und barmherziger mit anderen. Und er selbst hat noch manches Mal neu angefangen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26189
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