SWR1 3vor8

SWR1 3vor8

(zu Joh. 20, 1-18)

„Unsere größten Erlebnisse sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.“ Ich denke dieser Satz des Theologen Jean Paul stimmt nicht immer, aber bei dem was heute in den Kirchen lautstark und froh gefeiert wird schon: bei der Auferstehung Jesu.                                          Alle Stellen im Neuen Testament, in denen von diesem unfassbaren Geschehen die Rede ist, sind Erfahrungen, die in der Stille gemacht werden. Also kein triumphales Heraussteigen Jesu aus dem Grab - mit Blitz und Donner wie auf manchen alten Gemälden. Nein, all die, die sich so unglaublich sicher sind, dass er lebt, haben das in scheinbar alltäglichen Situationen erfahren, und zwar in stillen Momenten. Zum Beispiel zwei Jünger auf der Flucht, weg von Jerusalem, als sie von einem ihnen zunächst unbekanntem Mann begleitet werden und ihn beim Brotbrechen als den lebendigen Jesus erkennen. Oder die anderen Jünger, denen er erscheint als sie verstört und todtraurig beieinander sitzen, mitten in ihre stille Lähmung hinein. Und vor allen Maria Magdalena, seine treuste und tapferste Begleiterin sieht ihn in der Stille. Am Morgen, noch in der Dunkelheit, erkennt sie ihn unter Tränen zunächst nicht. Aber als er sie anspricht, als er ihren Namen ausspricht, da weiß sie es, spürt sie es: ihr Meister, Lehrer und Lebensretter ist nicht tot, er lebt!                                  „Unsere größten Erlebnisse sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.“ Ja, das kenne ich auch aus meinem Leben. Und vielleicht sind auch diese Erlebnisse kleine Auferstehungserfahrungen. Stille Erfahrungen, die über sich hinausweisen und Leben schaffen.

Überall dort wo ich Verbundenheit, Gemeinschaft und Liebe spüre angesichts von Leid und Tod. Oder wenn ich mich erinnere, an Stunden des Glücks, des Schmerzes oder größter Freude. Und sie wieder aufleben, innerlich, in der Stille wieder aufleben. Und nicht zuletzt alle Grenzsituationen sind still oder schaffen Stille. Am Krankenbett, wo eine helfende oder haltende Hand keine Worte braucht. Beim Sterben und vor allem danach, wenn der große letzte Frieden eingetreten ist. Und nach der Geburt, ja auch nach der Geburt, wenn nach allem lauten Wehen, Pressen und Schreien diese zeitlose Stille einkehrt. In die das Wunder des Lebens gebettet ist…

Frohe Ostern wünsche ich Ihnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26176
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