Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Gründonnerstag, für viele Menschen der letzte Arbeitstag vor dem Osterurlaub. Für Christen, der Tag an dem sie des Abschieds gedenken. Des Abschieds Jesu von den Seinen. Ein intensiver, nachhaltiger Abschied der die Christen für immer prägen wird. Denn noch zwei Jahrtausende später halten sie ein Erinnerungsmahl. In der Art und mit den Worten wie Jesus selbst es getan hat: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ hat er gesagt. Und er muss ganz genau gewusst haben, was Gedächtnis bedeutet. Nicht nur daran denken was er gesagt und getan hat, sondern sich dessen er-innern. Dazu muss man seine Botschaft und sein Handeln verinnerlicht haben und das dann in sich wachrufen, lebendig werden lassen. Nur so, durch diese Er-Innerung, bleiben die schönen vergangenen Dinge in der Welt. Mit der Erinnerung als eine Art seelische Vorratskammer, aus der man sich nähren kann. Wenn Gefühle von Glück, Freude und Liebe wieder aufleben können.

Und nur durch Erinnerung können auch die schlimmen Dinge der Vergangenheit in der Gegenwart vermieden werden. Die Erinnerung daran, wozu wir Menschen fähig sind, kann helfen die schlimmen Dinge nicht zu wiederholen. Beides hat in der Eucharistiefeier, im Abendmahl seinen Platz. Die Erinnerung an die gute, lebensspendende, frohe Botschaft Jesu. Wie auch an seinen Tod und was dieser Tod bewirkt hat. Und diese Erinnerung im Gottesdienst hat für mich auch immer Konsequenzen für das Leben außerhalb des Kirchenraumes. So denke ich, dass wir Deutschland auch deshalb seit über 70 Jahren in Frieden leben, weil wir die Erinnerung an die beiden Weltkriege in uns und in unserer Gesellschaft lebendig gehalten haben. Auch wenn es viele nicht mehr hören können, wie schrecklich das war und auch wenn es viele nicht mehr hören wollen, welche Schuld das deutsche Volk auf sich geladen hat, mit diesen beiden Kriegen und dem Holocaust.

Wir müssen uns daran erinnern. Denn je mehr wir es verdrängen oder es vergessen, umso größer wird die Gefahr, dass sich solche Dinge wiederholen. Und wer meint, das sei Panikmache, der schaue nur mal auf all den Fremdenhass in Facebook oder auf die zunehmende Kriegsrhetorik in Russland, den USA und auch wieder bei uns. Wehret den Anfängen! Aber wir können uns gegen die schlimmen Dinge nur wehren, wenn wir wissen, wie sie angefangen haben. Und dafür müssen wir uns erinnern.

                                      

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26166
weiterlesen...