Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Der Tod gehört zum Leben… Wir müssen uns darauf einrichten Abschied zu nehmen, von Menschen und dem, was wir tun. Das heißt auch, dass man loslassen kann, dass man sich nicht verkrallt in irdischem Besitz oder Ansehen, Prestige und Macht. Dazu gehört eine Art von Gelassenheit, die wir heutzutage nicht mehr haben. Es braucht eine neue Kunst und Kultur des Lebens und dann auch des Sterbens“.   
Das hat Kardinal Lehmann gesagt, anlässlich seines 75. Geburtstags. Ich hoffe er konnte gut sterben gestern, gut loslassen. Dieses Leben, das er 81 Jahre lang gelebt hat. Als bekannter, viel beschäftigter, viel gefragter und sehr beliebter Kirchenmann. 15 Jahre als Professor, 32 Jahre als Bischof und 21 Jahre als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Ich hatte das Glück und die Ehre ihm mehrere Male persönlich zu begegnen. Und wie bei jedem Todesfall ist es tröstlich, dass das weiterlebt, was einen Menschen ausgemacht hat.

Kardinal Lehmann war ein fröhlicher, menschenfreundlicher Christ. Man hat ihm angemerkt, dass er die Menschen mag. Egal ob groß oder klein, bekannt oder unbekannt, er hat gern mit den Menschen gesprochen. Und jeden spürbar respektiert. Das hat sich auch an seinem beeindruckenden Namensgedächtnis gezeigt. Oft wusste er noch Jahre nach einer Begegnung den Namen der Person, obwohl er es mit so vielen zu tun hatte. Karl Lehmann war auch ein sehr guter Zuhörer. So immens belesen und klug er auch war, er hat sein Wissen niemandem aufgedrängt. Seine fröhliche Gelassenheit- er konnte schallend lachen – war so wohltuend wie ansteckend. Seine Gastfreundschaft ein Genuss. Aber nicht durch exquisite Kulinarik, sondern durch einfaches, ehrliches Essen, das nicht im Zentrum stand, sondern das gute Gespräch einer Tischgemeinschaft umrahmt hat. Dabei habe ich ihn so direkt und offen erlebt wie kaum einen anderen Kirchenmann. Was ich als Zeichen des Vertrauens, aber auch einer befreienden Furchtlosigkeit empfunden habe. Diese Furchtlosigkeit war ganz offensichtlich in seinem tiefen Glauben begründet. Und dadurch war er für mich einer der glaubwürdigsten Gläubigen in der Katholischen Kirche. Er wird mir fehlen. Aber sein Vorbild lebt weiter…

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