Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Bleib’ so, wie du bist!“ Manchmal wünscht mir das jemand. Meistens zum Geburtstag. Im ersten Moment freue ich mich dann. Und nehme den Satz so, wie er gemeint ist: als Kompliment. „Bleib’ so, wie du bist!“ – da schätzt mich jemand. Da mag jemand meine Art. Es ist schön, wenn man das ab und zu offen gesagt bekommt. Und natürlich würde ich meine Stärken und meine lichten Momente gerne auch in Zukunft behalten.

„Bleib’ so, wie du bist!“ – dieser Wunsch erschreckt mich aber auch. Denn ich bekomme es schlicht nicht hin. Mit jedem Jahr, das ich älter werde, verändere ich mich. Graue Haare zählen, das geht schon mit Mitte 30. Aber auch innerlich verändere ich mich: Ja, auch mein Charakter verändert sich über die Jahre, meine ganze Art.

Und wenn ich ehrlich bin: Das finde ich auch ganz gut so. Immer so bleiben, wie ich jetzt im Moment bin, – das wäre Stillstand. Die anderen um mich herum verändern sich ja auch! Meine Kinder werden älter. Sie brauchen einen anderen Papa als früher. Auch meine Frau oder meine Freunde machen Entwicklungen durch. Und ich will mich mit ihnen verändern. Auch wenn das manchmal mühsam ist. Ich will neue Erfahrungen machen, dazulernen, weiterkommen. Den veränderten Menschen und den neuen Situationen gerecht werden.

Außerdem gibt es ja auch Seiten an mir, die ich nicht so gut finde. Von denen will ich erst recht nicht, dass sie für immer bleiben. Sonst heißt es irgendwann mal noch hinter vorgehaltener Hand: „Der ändert sich nicht mehr.“ Und das ist dann kein Kompliment.

Die Bibel ist voll von Geschichten, in denen Menschen sich verändern. Und mir fällt auf: Oft ist es eine Begegnung mit Gott, die ihnen dabei hilft. Da ist zum Beispiel dieser Petrus. Der hat sein Leben lang als Fischer gearbeitet. Vermutlich ein schweigsames Geschäft, immer mit vertrauten Leuten und am selben See. Bis eines Tages Jesus diesen Petrus besucht. Er sagt zu ihm: „Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du ein Menschenfischer sein!“ [Lukas 5,10b]

Petrus lässt sich darauf ein. Er kommt mit. Und auf seinem Weg mit Jesus entdeckt er ganz neue Fähigkeiten und Möglichkeiten an sich. Plötzlich kommt er mit fremden Menschen ins Gespräch, hält später sogar Predigten. Mir zeigt das: Gott hilft mir, mich weiterzuentwickeln. Er nimmt mir die Angst vor Veränderungen. So kann ich zuversichtlich leben, wenn Neues kommt.

Was könnte ich anderen zum Geburtstag wünschen, wenn ich ihre Art schätze? Vielleicht das hier: „Ich mag dich so, wie du gerade bist. Und ich bin gespannt, wie es weitergeht für dich!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25947
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