Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Am 27. Januar 1945 hat die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Heute vor 73 Jahren. Seither konnte es nun wirklich jeder wissen, was in der Zeit der Nazis mit Juden, Sintis, Behinderten, Homosexuellen und Andersdenkenden geschehen ist. Millionenfach hat man im Namen des Volkes brutal ermordet, wer irgendwie anders war.

1996 hat der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar als nationalen Gedenktag ausgerufen. „Die Erinnerung darf nicht enden;“ hat er gesagt, „sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“[1]

Die Erinnerung darf nicht enden. Inzwischen finden manche: Doch, es muss endlich Schluss sein mit dieser Art des Gedenkens. Und sie meinen damit, man soll wieder mehr stolz sein auf die Leistungen der Deutschen und weniger von Verbrechen und Opfern sprechen.

Vielleicht brauchen wir wirklich eine neue, andere Erinnerungskultur. Vielleicht brauchen wir gar nicht so viele Reden und Kränze, aber viel mehr Erinnerung an die Menschen, die damals umgebracht worden sind. So wie die Jüdin Käthe Löwenthal aus Berlin.[2] 1878 geboren wurde sie auf eigenen Wunsch evangelisch getauft und konfirmiert. Mit 31 ist sie nach Stuttgart gekommen, wurde als Malerin Mitglied im „Württembergischen Malerinnenverein“. Von 1924 an war sie an allen Ausstellungen der „Stuttgarter Sezession“ beteiligt. Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, durfte Käthe Löwenthal nicht mehr ausstellen, ab 1935 durfte sie gar nicht mehr malen - weil sie Jüdin war. 1942, mit 64 Jahren wurde sie mit 285 anderen jüdischen Mitbürgern vom Killesberg aus in die Vernichtungslager in Polen abtransportiert und dort gleich nach ihrer Ankunft ermordet – weil sie Jüdin war. Allein vom Inneren Nordbahnhof in Stuttgart wurden zwischen 1941 und 1945 mehr als 2500 Menschen jüdischer Herkunft in Konzentrationslager deportiert.

Ich finde, an Menschen wie Käthe Löwenthal müssen wir in Deutschland uns immer wieder erinnern. Damit im Gedächtnis auch unserer Kinder und Enkel bleibt, was geschieht, wenn Menschen andere zu Untermenschen machen und für lebensunwert erklären. Das darf sich nicht wiederholen. Deshalb müssen wir uns an Menschen wie Käthe Löwenthal erinnern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25758
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