SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

(GL 455)

Alles zur größeren Ehre Gottes: Omnia ad maiorem dei gloria. Ignatius von Loyola hat diesen Satz zum Motto der Jesuiten gemacht. Und Johann Sebastian Bach hat ihn unter viele seiner Kompositionen geschrieben. Der Text unseres Lieds zu diesem Sonntag stammt aus dieser Zeit:

1.Alles meinem Gott zu Ehren,

in der Arbeit in der Ruh!

Gottes Lob und Ehr zu mehren,

ich verlang und alles tu.

Meinem Gott nur will ich geben

Leib und Seel, mein ganzes Leben.

Gib, o Jesu, Gnad dazu;

gib, o Jesu, Gnad dazu.

Herold, Melchior Ludolf; Bone, Heinrich; ...  Alles meinem Gott zu Ehren  
Mertens, Klaus; Johannsen, Kay

Ich singe das Lied gerne, wenn ich glücklich bin. Wenn alle gesund sind, die mir am Herzen liegen, wenn ich meinen Beruf erfüllend finde, dann fühle ich mich im Glück und Gott verbunden.

Allerdings zögere ich auch, wenn ich mir den totalen Anspruch des Liedes bewusst mache. Zum einen tu ich ja nicht immer alles, was ausschließlich zur Ehre Gottes dient. Und ich weiß nicht, ob ich wirklich mein ganzes Leben Gott geben kann. Dass ich mich voll und ganz selbst aufopfere, dazu bin ich wahrscheinlich dann doch zu egoistisch. Außerdem gibt es Situationen und Tage, an denen das Glück eben nicht aus all meinen Poren strömt.

Dass ich dann so zögere, hat auch etwas damit zu tun, wie ich mir Gott vorstelle. Ein Gott, der nur dann zu Ehren kommt, wenn alle sich selbst aufgeben. Wenn der Verfasser das gemeint hat, dann passt das nicht zu meinem Gottesbild. Ich glaube auch nicht, dass das christlich ist. Ich setze doch mein Vertrauen nicht in einen Gott, der zuerst eine Welt erfindet, vielfältig mit Pflanzen, Tieren und Menschen. Jedes Geschöpf ist dabei unverwechselbar und einzigartig. Und dann soll er wollen, dass alle sich selbst verleugnen? Ich glaube, Gottes Ehre zeigt sich dann am besten, wenn seine Geschöpfe sich entfalten statt sich aufzugeben. Natürlich nicht auf Kosten der anderen. Ich denke, das ist in der zweiten Strophe gemeint, wo es an Maria gerichtet heißt:

„und dein Leben soll mich lehren, was mich ewig selig macht“

(Herold, Melchior Ludolf; Bone, Heinrich; ...  Alles meinem Gott zu Ehren   Mertens, Klaus; Johannsen, Kay)

Meine Seligkeit und mein Glück sind also kein Widerspruch zu dem, was Gott will. Im Gegenteil: Ich bin überzeugt, dass Gottes Ehre sich dann am meisten zeigt, wenn seine Geschöpfe diese Seligkeit haben, also im Glück sind.

Der springende Punkt ist eher, was mein Beitrag dazu ist. Also, dass ich mein Glück suche, aber so, dass auch die anderen Leute und die ganze Schöpfung zu ihrem Glück kommen. Dazu muss ich kein harmloses Friede-Freude-Eierkuchen-Verhalten an den Tag legen. Gerade weil das Glück der anderen mir nicht egal ist, muss ich mich auch mit ihnen auseinandersetzen. Wenn ich zum Beispiel morgen in der Schule - mal wieder – Schüler habe, deren Verhalten nicht in Ordnung ist. Dann kann ich mich nicht gleichgültig zurücklehnen, sondern muss vielleicht zum hundertsten Mal in die Diskussion gehen. Und dem Schüler, den das betrifft, zeigen, dass mich sein Verhalten zwar nervt, aber dass ich nicht aufgebe darum zu kämpfen, dass er sich ändert. Weil es um sein Glück geht und darum, dass das „Gute mächtig wird“:

Alles meinem Gott zu Ehren,

der den Himmel uns geweiht,

unser Leben will vermehren,

nach den Leiden dieser Zeit

Gott allein will ich vertrauen,

um ihn einst im Licht zu schauen,

Gib o Jesu, Dein Geleit.

Gib o Jesu, Dein Geleit. 

(Unbekannt; ...  Alles meinem Gott zu Ehren; GL 455   figuralchor köln)

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25752
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