Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Mehr als die Hälfte meines Lebens bin ich „Vater“. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, als Mutter oder Vater. Aber ich denke, es gibt nicht viel, was mich so geprägt hat, wie Vater zu sein. Ohne meine Kinder wäre ich ein anderer Mensch geworden.

Ich kann mich noch gut an die Geburten erinnern. Diese kleinen Leben zum ersten Mal fest zu halten. Das hat mein Leben neu gerichtet und mich selber auch. Und die vielen Erlebnisse und Erfahrungen in über 30 Jahren.

Ohne meinen Sohn zB. hätte ich die vielen Fußballplätze in und um Karlsruhe nie kennen gelernt. Ich habe dabei erlebt: Das Glück mit anderen zusammen ist einfach größer als das, was ich für mich allein haben kann. Vielleicht wäre ich ohne Kinder innerlich härter geworden, ungnädiger anderen gegenüber.

Ihre Kinder haben Sie bestimmt anders belebt als mich meine. Aber ich glaube, es lohnt sich, sich das ab und zu vor Augen zu halten. Was sie einem geschenkt haben als Vater oder Mutter. Oder auch zugemutet. Zu denken gegeben. Freude machen sie. Aber natürlich auch Sorgen und graue Haare.

Ich habe viel von meinen Kindern gelernt. Auch Demut. Da hat man bei einem das Gefühl. Jetzt weiß ich wie erziehen geht. Und merkt, was bei einem Kind in der Erziehung richtig war, funktioniert beim zweiten nicht. Aber das ist auch gut so, wenn einem die Kinder Demut lehren. Die braucht man auch im Umgang mit anderen Menschen. Kein Mensch ist wie der andere. Wenn ich anderen gerecht werden will, muss ich das bei jedem und jeder anders probieren. Man kann seine Kinder nicht über einen Kamm scheren. Und andere Menschen auch nicht.

Ich habe mit meinen Kindern auch glauben gelernt. Man kann als Eltern viel machen für Kinder. Da sein, auch mal für und um sie kämpfen. Aus Liebe. Mir tut es ja heute noch gut, wenn ich als erwachsener Sohn zu meiner Mutter komme und ihre Liebe spüre.

Aber das Wichtigste, finde ich, was man zwischen den Generationen weitergeben kann, ist Vertrauen. Auch Gottvertrauen. Ich kann und darf Kindern ihr Leben nicht vorbahnen wollen oder sie bestimmen. Ich kann ihnen Vertrauen mitgeben, dass sie ihre Wege finden. Egal ob sie 8 oder 20, 30 oder 50 Jahre alt sind.

Ich habe vor kurzem ein Vertrauenswort gelesen, für heute und für die Zukunft:

Gott ist schon da! Der dich getragen, geprägt, geführt und befreit hat. Geh mit ihm. Erfahr ihn, wie Du es nie geglaubt hast.

Gott ist schon dort. Der Dich in Ungeahntes Neues führt.
Gott ist schon dort. Geh - Du bist nicht verlassen. 


(Bernhard von Clairvaux Der andere Advent 2017)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25682
weiterlesen...