SWR1 3vor8

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Gut, dass Silvester dieses Jahr ein Sonntag ist. Da hab ich hoffentlich die Ruhe den nötigen Zwischenstopp einzulegen, bevor ich über die Schwelle ins neue Jahr gehe. So einen Zwischenstopp an der Schwelle zu Neuem, den braucht es, finde ich. Das höre ich auch aus einer kleinen Episode in der Bibel, die heute in den evangelischen Gottesdiensten erzählt wird:

Die jüdischen Menschen, von denen sie handelt, hatten sehr harte Zeiten hinter sich. Gerade waren sie davon aus Ägypten. Haben sich befreit aus den schlimmen Umständen. Die hatten sie glücklich hinter sich. Aber nun standen sie am Rand dieser Halbinsel Sinai, damals wie heute eine unwirtliche und gefährliche Gegend. Da mussten sie durch, wenn sie eine Zukunft haben wollten. Aber sie sind nicht schnurstracks weiter gezogen. „Sie lagerten sich am Rande der Wüste,“ heißt es in der Bibel. Zwischenstopp.

An großen Wendepunkten, aber auch an Schwellen wir Silvester, ist es anscheinend gut, sich noch mal Zeit zu nehmen. Man kann nicht immer nur mit Tempo weiterrennen. Zurückdenken. Wo komm ich her? Mich besinnen. Mir hilft dabei, wenn ich noch mal meinen Kalender durchblättere. Dann sehe ich viele wieder vor mir. Menschen, die mich durch dieses Jahr begleitet haben. Manchmal auch getragen. Was war das für ein Jahr! So viele, für die ich dankbar bin.

Einige davon sind in diesem Jahr auch gestorben. Real werde ich ihnen nicht mehr begegnen, aber ich habe sie trotzdem bei mir, glaube ich, auf andere Art.

Natürlich fallen mir auch die Menschen ein, mit denen ich es schwer gehabt habe. Sie vielleicht auch mit mir. Das merkt man oft bloß nicht. Wenn etwas nachhängt, ist es gut, wenn ich vergeben kann. Besser als es nachzutragen und mitzuschleppen ins neue Jahr. Abschließen.

Ballast loswerden. Dazu bietet so ein Zwischenstopp auch die Möglichkeit. Was kann ich auf der neuen Etappe, die jetzt kommt, nicht brauchen. Was lass ich besser zurück?

In der Bibel wird erzählt, dass die jüdischen Menschen nach ihrem Zwischenstopp etwas erlebt haben. Als sie aufgebrochen sind. Gott ging vor ihnen her. In einer Wolke und einem Feuerschein.

Ich nehme das als Aussicht ins neue Jahr. Dass Gott mitgeht in die Zukunft. Nicht sichtbar in einer Wolke. Aber vielleicht als inneres Feuer, als Kraft. Ich bin zuversichtlich, dass Gott wie ein Kompass in die Zukunft leiten kann. Wir wissen nicht, wie sie wird. Aber ich glaube, wenn man sich an der Menschenfreundlichkeit Gottes orientiert, wird es gut gehen.

20 So zogen sie aus von Sukkot und lagerten sich in Etam am Rande der Wüste.
21 Und der Herr zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten.
22 Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht.

2. Mose 13,20-22

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