SWR1 Begegnungen

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Bischof Stephan Ackermann aus Trier, sein Gesicht kennt jeder im Bistum und darüber hinaus. Die Bekanntheit hat ihren Preis. Unerkannt durch die Stadt zu gehen ist für Stephan Ackermann nahezu unmöglich. Aber das ist für ihn kein Hindernis. Eher eine Chance.Dabei erlebt er auch Überraschungen. Vor einem Tattoo-Studio verwickelt ihn ein junger Kunde in ein Gespräch.

Er hat mir dann stolz gezeigt was er sich gerade hat auftätowieren lassen und die Dame im Tattoo Studio die rief schon gleich: "Herr Bischof Sie können hier reinkommen, ich kann Ihnen gern ein Kreuz irgendwohin tätowieren.

Was er aber freundlich dankend ablehnte. 1963 in Mayen geboren und aufgewachsen in der Nähe des Laacher Sees begann er nach dem Abitur ein Theologiestudium in Trier das er in Rom fortsetzte. Dort empfing er auch 1987 die Priesterweihe. Nach seiner Kaplanszeit wurde er in verschiedenen Rollen in der Priesterausbildung eingesetzt bis er 2006 zum Weihbischof ernannt wurde. 3 Jahre später wurde er zum Bischof von Trier berufen. Er ist der 103te Bischof des ältesten deutschen Bistums. Am heutigen Abend wird er wie alle seine Amtskollegen mit seiner Silvesterpredigt das Jahr 2017 abschliessen und einen Blick in das Kommende werfen.

Mir geht es in der Silvesterpredigt vor allem darum Mut zu machen. Es gibt soviel Potential das da ist und so viele positive Dinge, die auch ans Licht zu heben sind, die auch wirklich Mut machen ohne dass wir uns einfach selbst froh machen.Also Ermutigung! Nicht immer nur auf das Negative schauen, auf das was schwierig ist und schwieriger wird, sondern wirklich auch die positiven Kräfte stärken.

Eine Stärke von Bischof Stephan ist den Dingen und Entwicklungen -wenn möglich- die gute Seite abzugewinnen. Sein ansteckender Optimismus und seine positive Lebenseinstellung lassen ihn humorvoll und gelassen seine Aufgabe wahrnehmen. Die bekannte Frage "Wie geht's Dir?" heisst in der Version von Stephan Ackermann "Bist Du noch froh?" Die Frage, was ihn im 2017 besonders bewegt hat, beantwortet er ohne Zögern.

Also - vielleicht wird das überraschen - zu den ganz positiven Erfahrungen dieses Jahres gehört das Reformationsjubiläum. Wir haben Gottesdienste gefeiert, es gab Podiumsdiskussionen und die häufigen Begegnungen bringen menschlich und spirituell zusammen und das ist für die Ökumene unglaublich wichtig, weil man dann auch ehrlicher miteinander umgehen kann. Man hat mehr Vertrauen zueinander , man kann auch leichter sagen, hör mal das ist etwas da bin ich empfindlich auf diesem Punkt, das ist mir wichtig. Für mich ist das ein Hoffnungszeichen nach vorne: gemeinsam stärker ein christliches Zeugnis zu geben in unserer Zeit. Das bleibt auch Herausforderung. Klar.

Welche Schwierigkeiten dieses christliche Zeugnis im Heiligen Land hat und was sich  Bischof Stephan für das neue Jahr wünscht, dazu mehr nach dem nächsten Titel.

Teil II

Dr. Stephan Ackermann, der Bischof von Trier ist Mitglied einer internationalen Gruppe von Bischöfen, die den Kontakt zu den Christen in Israel und Palästina pflegt, kennt er die angespannte Situation im Heiligen Land sehr gut. Die Jerusalementscheidung des amerikanischen Präsidenten hat auch Folgen für die christliche Minderheit im Land. Also für 2% der Gesamtbevölkerung.

Das macht denen natürlich die Situation wieder schwieriger. Wir erleben ja, wie diese Ankündigung Trump’s zu neuer Eskalation beiträgt. Wir haben ja schon oft die Erfahrung gemacht, dass die Christen dann in doppelter Weise Verlierer sind, weil sie eben eine Minderheit sind, weil sie dann oft auch von Muslimen als Menschen, die irgendwie mit dem Westen in besonderer Weise in Verbindung sind, identifiziert werden. Dann kommen sie nochmal wieder in schwierigere Situationen. Das halte ich für wirklich verhängnisvoll.

Und bei uns im Westen haben Proteste gegen die Entwicklung im nahen Osten zu antisemitischen Protesten geführt. Der Bundesinnenminister möchte mit einem Antisemitismusbeauftragten reagieren. Anfeindungen gegen Juden in Deutschland. Ein No Go.

Dem muss man natürlich ganz klar Einhalt gebieten. Insofern glaube ich ist die Idee des Innenministers nicht verkehrt. Es zeigt sich ja bei verschiedenen Anliegen, dass es Kümmerer braucht, also Menschen die ganz bewusst dieses Thema in der Verantwortung haben, aufmerksam sind und eine Bundesregierung und eine Gesellschaft insgesamt immer wieder auch erinnern.

Die stärker werdende Rückkehr zur Abschottung, "Amerika first" und ähnliche national-egoistische Entwicklungen sind zunehmend ein Problem und für den Bischof der falsche Weg in die Zukunft.

Ich kann nicht versuchen mir eine sichere Insel zu bauen und dann drumherum müssen die anderen schauen wie sie klar kommen. Dafür sind wir zu sehr aufeinander verwiesen und vernetzt. Dieses sich Abgrenzen, ängstlich um sich besorgt zu sein, das ist schon eine Tendenz - ohne schwarzmalen zu wollen - die mich doch nachdenklich stimmt.

Trotzdem erwartet er das neue Jahr zuversichtlich.

Für 2018 wünsche ich mir, dass wir uns nicht gefangen nehmen lassen von den Schwierigkeiten, von dem was uns auch bedrohlich erscheint, sondern die positiven Kräfte - das sag ich natürlich auch als gläubiger Mensch , die uns im Glauben gegeben sind stärker zum Zug kommen lassen und auf diese Weise auch an der Zukunft zu arbeiten. Da gibt es gute Chancen, aber es braucht eben auch den Willen dazu und es kostet  immer wieder auch natürlich Mühe. Aber ich meine, dass es diese Mühe auch lohnt.

Das meine ich auch. Das hoffe ich auch für das Neue Jahr. Und wünsche allen dazu Gottes Rückenwind und Segen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25667
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