Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Vom „Paradies auf Erden“ träumten einst Karl Marx und Genossen. Dieser Traum ist inzwischen ausgeträumt. Nun sind andere Paradies-Vögel unterwegs. Sie verstecken ihre „Goldenen Eier“ in Steuer-Oasen rund um den Globus. Mutigen Journalisten ist zu verdanken, dass die heimlichen Depots aufgeflogen sind. In den „Paradise-Papers“ stehen nun auch die Namen derer, die über abenteuerliche Konstruktionen ihr Vermögen an der Steuer vorbei jonglieren. 

Mich ärgert am meisten, dass diese Herrschaften – ohne rot zu werden – alle Vorzüge eines Rechtsstaates für sich und ihre Kinder in Anspruch nehmen: Sicherheit, eine solide Infrastruktur, Bildung und Kultur. Dann aber ist man nicht bereit, sich entsprechend an den Kosten zu beteiligen. Ein Armutszeugnis!

Zum Glück sind nicht alle Vermögenden Steuerhinterzieher. Im Gegenteil – viele tun mehr für die Gesellschaft, als ihnen der Gesetzgeber abverlangt. Zahlreiche Stiftungen fördern die Kultur, lindern Armut und finanzieren soziale und ökologische Projekte. Eine Gruppe von Millionären fordert sogar seit Jahren vergeblich, man möge sie endlich stärker besteuern. In diesen Menschen regt sich noch ein soziales Gewissen. Ihnen ist eine intakte Gesellschaft wirklich etwas wert.

Den anderen ist nur beizukommen, wenn die Regierungen die Maschen endlich enger knüpfen, die Steuer-Oasen austrocknen und Steuerbetrug entschiedener bekämpfen. Die Trickser dürfen sich nirgendwo auf der Welt mehr sicher fühlen. Wer Steuerehrlichkeit verweigert, muss Steuergerechtigkeit zu spüren bekommen.

Was wie eine Drohung klingt, dient den Reichen letztlich selbst zu ihrem Heil. Wer seinen Reichtum nicht teilt, ist eigentlich ein „armes Würstchen“. Ein prall gefülltes Portfolio garantiert noch lange kein gutes Leben. Ich möchte doch nicht stündlich auf die Aktien-Kurse starren, in ständiger Angst vor dem nächsten Crash. Und stets getrieben von der Gier, den Reichtum noch zu mehren. Das ist doch kein Leben!

Die  Bibel hat recht: „Da mag einer noch so  viel Geld besitzen, das Leben kann er sich damit nicht kaufen“. (Lukas-Evangelium 12,15).

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25665
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