Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Fast wäre es einem einfachen Schreinergesellen gelungen, den beginnenden „Zweiten Weltkrieg“ zu stoppen. Womöglich hätte die ganze unselige Nazi-Diktatur schon im Jahr 1939 ein unrühmliches Ende gefunden. Doch Adolf Hitler war bekanntlich dem Bombenanschlag im Münchner „Bürgerbräukeller“ knapp entgangen.

Ich erinnere heute an Georg Elser, der am 4. Januar 1903 geboren wurde. Sein Andenken ist mir wichtig, weil dieser Arbeiter und Gewerkschafter schon in jungen Jahren die perfide Ideologie der Nazis durchschaut hatte. Von Anfang an habe er den Hitlergruß verweigert, erzählen Zeitzeugen. Und immer, wenn der „Führer“ schnarrend im Radio zu hören war, sei Elser aus der Stube gegangen.

Mit erstaunlicher Klarsicht erkennt dieser Handwerker die systematischen Kriegsvorbereitungen. „Hitler – das bedeutet Krieg“, und der sei nur zu verhindern durch „die Beseitigung der gegenwärtigen Führung“, gibt Elser später zu Protokoll. So beginnt er heimlich mit dem Bau einer raffinierten Zeitbombe, die er in einer Säule des Münchner Versammlungslokals versteckt. Doch wenige Minuten vor der Detonation hatte Hitler an jenem 8. November 1939 den Raum verlassen. Noch am selben Abend wurde Georg Elser beim Grenzübertritt in die Schweiz verhaftet, monatelang von der Gestapo verhört und schwer gefoltert. Ein SS-Scherge hat dann auf Befehl des Führers den „Sonderhäftling“ Elser 1945 im KZ Dachau hingerichtet.

Man kann über dieses misslungene Attentat unterschiedlicher Meinung sein. Es hat nicht nur acht Menschen in den Tod gerissen, sondern auch Elsers Familie und sein Heimatdorf Königsbronn den Schikanen der Gestapo ausgeliefert.

Ich halte das Gedenken an Georg Elser dennoch in Ehren. Mir kommt in der Erinnerung an ihn immer das Jesuswort in den Sinn: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Kleinen und Unmündigen aber offenbart hast“. Soheißt es im Matthäusevangelium (11,25).

Ich wünsche mir die Weitsicht dieses kleinen Mannes und vor allem seinen Mut zum Widerstand. Gerade heute, wo uns wieder Nazi-Parolen um die Ohren fliegen, heißt es, aufzustehen gegen Rüstung und Kriegstreiberei, gegen Rassismus, Terror und Gewalt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25664
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