SWR1 3vor8

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Ab 12 Uhr ist „der Stall“ wieder geöffnet. „Der Stall“ ist der Ort, wo Einsame und Arme in Stuttgart Weihnachten feiern können. Die evangelische Gesellschaft lädt ein im Haus der Diakonie. Im letzten Jahr waren 1500 Menschen dort. Gestern schon gab es da einen Christbaum und Geschenke, Kartoffelsalat und Würstchen und Geschichten und im Weihnachtsgottesdienst haben sie das Vaterunser miteinander gebetet. Und heute gibt es noch einmal ein Festtagsessen und Kaffee und Kuchen und Weihnachtslieder zum Mitsingen.

Wie eine große Familie sind sie dort zusammen. Jeder und jede braucht so einen Ort, glaube ich. Die eine Familie haben, die gehen gern dorthin an Weihnachten und hoffen, dass es so froh und friedlich ist, wie es immer war, seit man ein Kind war. Und die, die das nie kennen gelernt haben oder die alles verloren haben – die wünschen sich das, wenigstens für ein paar Stunden zu Weihnachten und gehen dann vielleicht in „den Stall“.

In den Gottesdiensten heute Morgen wird daran erinnert, dass wir alle zu einer Familie gehören. Die die in „den Stall“ gehen und die in der eigenen Familie zusammenkommen. Wir alle – Sie und ich auch. „Seht, wie groß die Liebe ist, die uns der Vater geschenkt hat: Wir heißen Gottes Kinder und wir sind es tatsächlich“ (1. Joh. 3, 1). Das ist aus dem Bibelabschnitt, über den heute gepredigt wird. Wir sind Gottes Kinder. Denn wir feiern ja, dass ein Kind geboren wurde. Ein Kind, wie wir alle eines waren. Dieses Kind hat später alle Menschen Brüder und Schwestern genannt und sie „Vater unser“ beten gelehrt. Grade auch die, die sonst niemanden haben. Auch die, die heute „im Stall“ zusammen kommen.

Vielleicht sagen Sie jetzt: Ich will aber nicht. Ich bin lieber allein. Ich brauche meine Familie nicht. Von Gott, dem Vater bin ich enttäuscht und von den Brüdern und Schwestern erst recht. Ich suche mir lieber anderswo eine Heimat, die besser zu mir passt. Und auch die Familie der Christen – das ist nichts für mich – nicht mal an Weihnachten.

Jesus hat mal von einem erzählt, dem war es auch zu eng zu Hause. Der hat sein Glück anderswo gesucht, aber irgendwann gemerkt: Ich bin ins Abseits geraten. So geht es nicht weiter. Da hat er sich auf seine Familie besonnen. Und – Gott sei Dank – beim Vater war die Tür offen.

Weihnachten, glaube ich, ist eine gute Gelegenheit, nach den familiären Wurzeln zu suchen. Ich hoffe, da finden alle eine offene Tür, die danach suchen. Und auch nach den christlichen Wurzeln kann man an Weihnachten suchen. So wie jener Sohn. Anfangen kann man mit den Worten, die wohl noch jeder kennt: „Vater unser im Himmel…“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25603
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