Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Woher kommen unsere Lebensmittel? Unter welchen Umständen wurden sie produziert? Immer mehr Menschen machen sich heutzutage darüber Gedanken. Das ist gut und auch nichts außergewöhnliches mehr.
Außergewöhnlich war das aber wohl Anfang des 13. Jahrhunderts, vor 800 Jahren, zumal am Hof des Landesfürsten von Thüringen. Hier lebte Elisabeth, geboren im Jahr 1207, Königstochter aus Ungarn, die mit dem Sohn des Landesfürsten vermählt werden sollte. Um den großspurigen Lebensstil des Landgrafen zu finanzieren, wurde das Volk ausgebeutet. Als Elisabeth das mitbekam, erkundigte sie sich fortan am Tisch nach der Herkunft der aufgetragenen Speisen: Ob sie aus den rechtmäßigen Gütern des Landgrafen stammten oder ob sie erpresst worden waren. Sagte man ihr, es seien unrechtmäßig erworbene Speisen auf dem Tisch, so lehnte sie alles angebotene Essen ab und aß nichts. Dies war ein Protest mit der Absicht, die Erpressung der Bauern zu beenden. Begründet aus ihrer Menschenfreundlichkeit und ihrem Wunsch, das Evangelium als frohe Botschaft für alle Menschen zu leben.
Bei uns gibt es die Möglichkeit, Lebensmittel und andere Dinge einzukaufen, die unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt wurden und fair gehandelt sind. In vielen Kirchengemeinden werden sie nach den Gottesdiensten angeboten. Eine-Welt-Läden, die es mittlerweile auch in kleineren Städten gibt, haben eine große Auswahl. Sogar in manchen Supermärkten sind sie zu finden. Zu erkennen sind solche Waren am „GEPA“-Zeichen oder am „TRANSFAIR-Logo“.
Durch Direktvermarktung mit einem angemessen Preisaufschlag, der an die Hersteller weitergegeben wird und durch langfristige Lieferverträge wird ihnen dauerhaft ein angemessenes Einkommen gesichert. Die Vergabe des Siegels ist an strenge soziale und ökologische Auflagen geknüpft, z.B. umweltschonendender Anbau, keine Kinderarbeit. Dafür erhalten die Produzenten für die Rohstoffe Preise über Weltmarktniveau. Im normalen Handel müssen sie sich häufig mit Dumping-Preisen begnügen.
Der Kauf solcher Lebensmittel und Waren ist heute eine Möglichkeit wie man sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen kann.
Elisabeth von Thüringen hat vor 800 Jahren auf ihre Weise ein Beispiel gegeben.
Pfarrer Bernd Panizzi aus Heidelberg, von der Alt-Katholischen Kirche.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2551
weiterlesen...