Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Glauben Sie nicht alles, was Sie denken“. Diese Überschrift in meiner Zeitung hat mich neugierig gemacht. Also habe ich den Bericht über eine Motivationstrainerin gelesen. Niemand hat ja immer gleich Lust, den Tag anzugehen oder eine neue Aufgabe. Aber die Trainerin  sagt: man kann sich selber motivieren. Man kann das eigene Verhalten steuern. Man kann umdenken und was verändern. Und auf einmal kommt der Mut. Und die Lust. Und die Motivation ist da.

Deshalb, sagt sie: „Glauben Sie nicht alles, was Sie denken! Es könnte doch auch ganz anders sein“. Also nicht denken: Was für ein schrecklicher Morgen – dunkel und grau und kalt – und so viele Leute in der Stadt – und backen wollte ich auch noch: Wie soll ich das bloß schaffen? Und sich am PC verkriechen. Es könnte doch auch ganz anders kommen! Vielleicht treffe ich einen netten Menschen auf dem Markt? Vielleicht kann ich mich zum Backen mit meiner Freundin verabreden? Der macht es vielleicht auch mehr Spaß, wenn sie es nicht allein machen muss?

Glauben Sie nicht alles, was Sie denken! Ist eigentlich ein richtig guter Satz. Josef hat ihn wahrscheinlich nicht gekannt. Aber verhalten hat er sich genau so. Josef, der Verlobte der Maria. Die hat ihm erzählt, dass sie ein Kind bekommt. Aber, da war er ganz sicher: Von ihm war es nicht. Was sollte er da denken?

Das, was er dachte, hat ihn empört. Und die Bibel erzählt: Er wollte Maria zwar nicht bloßstellen – aber er wollte sie verlassen. Josef hatte Erfahrungen und feste Ansichten. Und er hat daran geglaubt, dass sie wahr sind. Wenn er nicht der Vater war – dann musste es ein anderer sein. Maria hatte ihn verraten! „Bei ihr kann ich nicht bleiben“, das war für Josef klar..

Ich kenne auch solche festen Ansichten: Wenn die anderen etwas kriegen – dann bleibt weniger für mich. Man kann den Kuchen nur einmal verteilen. Ist doch klar. Oder: Dafür bin ich jetzt zu alt. Damit fange ich gar nicht mehr an. Oder: Das ist mir zu kompliziert. Da sollen sich mal andere drum kümmern.

Lauter Ansichten, die sich in meinem Kopf festgesetzt haben. Und jetzt glaube ich, dass es so ist.
Josef damals hat sich den Gedanken erlaubt, dass es auch anders sein könnte. Das heißt, eigentlich ist er gar nicht selber darauf gekommen. Gott selbst hat ihn darauf gebracht, erzählt die Bibel. Im Traum.

Es könnte auch ganz anders sein. Vielleicht ist dieses Kind wirklich die Chance, auf die wir so lange warten, hat Josef sich wahrscheinlich gedacht. Und auf einmal war keine Rede mehr davon, dass er Maria verlassen wollte. Im Gegenteil. Er hat sie zu sich genommen und sich mit ihr auf den Weg nach Bethlehem gemacht. So fing eine ganz neue Geschichte an.

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