Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Vierjähriges Mädchen zwecks späterer Heirat weggegeben.“
Diese Schlagzeile würde heute einen Sturm der Entrüstung hervorrufen. Mit Recht!
Anfang des 13. Jahrhunderts tickten die Uhren noch anders. So war es nichts ungewöhnliches, dass aus politischen Gründen ein solche Hochzeit arrangiert wurde.
Ich spreche von der Heiligen Elisabeth von Thüringen, deren Geburtsjahr sich zum 800. Mal jährt und deren Namensfest heute, am 19. November, gefeiert wird.
Elisabeth war die Tochter des Königs von Ungarn und seiner Frau Gertrud von Andechs. 1207 geboren, kam sie mit vier Jahren auf die Wartburg, wo sie von der Landgräfin Sophie, ihrer späteren Schwiegermutter, erzogen wurde. Thüringen und Ungarn sollten durch dieses Hochzeits-Arrangement in eine nähere Beziehung kommen.
Als sie 13 Jahre alt geworden war, wurde sie mit dem zwanzigjährigen Landgrafen Ludwig vermählt. Zeitgenossen berichten, dass sie eine liebevolle und zärtliche Ehe miteinander führten. Elisabeth hielt es nicht aus, lange von ihm fern zu sein. War doch einmal eine Trennung notwendig, flog sie ihm bei seiner Heimkehr mit offenen Armen entgegen und „küsste ihn mit Herz und Mund mehr denn tausend Stund“, so sagt es die Legende.
Die glückliche Ehe, die von beiden gepflegt wurde, dauerte nur sechs Jahre, da ihr Mann auf einem Kreuzzug starb. Mit 19 Jahren war Elisabeth Witwe und Mutter von drei Kindern.
Der zweite Teil ihres Leben verlief noch schneller als der erste.
Elisabeth fühlte sich schon immer zu den Menschen hingezogen. Dies zeigte sich auch im Verhältnis zu ihren Mägden, die sie wie ihresgleichen behandelte. Sie, die Landesfürstin, wünschte von ihnen mit dem Vornamen und mit Du angesprochen zu werden. Sie begründete dies mit einem Wort aus dem Evangelium: „Einer ist euer Meister, Christus, ihr alle aber seid Brüder und Schwestern“ (vgl. Matthäus-Evangelium 23,8). Darüber hinaus wollte sie auch den Armen dienen. In Eisenach, am Fuß der Wartburg, hatte Elisabeth ein Hospital errichten lassen, in dem jeden Tag 900 Arme gespeist wurden.
Nach dem Tod ihres Mannes regierte sein Bruder als Landesfürst über Thüringen. Er verstand Elisabeths Anliegen nicht und es kam zum Konflikt. Sie floh von der Wartburg und gründete in Marburg ein Spital, das sie leitete und in dem sie die Arbeiten übernahm, die sonst niemand tun wollte.
Im November 1231 starb sie nach kurzer Krankheit im Alter von erst 24 Jahren.
In Deutschland, Ungarn und auch weit darüber hinaus wird Elisabeth bis zum heutigen Tag verehrt als ein Beispiel vorbildlich gelebter Nächstenliebe.
Pfarrer Bernd Panizzi aus Heidelberg, von der Alt-Katholische
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2550
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