Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Nehmen Sie ihre Sorgen ernst? Oder die von anderen? Man hört das ja oft, z.B. von Politikern, dass sie die Sorgen der Menschen ernst nehmen wollen. Und manchmal beschwert sich jemand bei einem anderen: „Du nimmst einfach nicht ernst, dass ich mir Sorgen mache!“

Aber wie sieht das aus, wenn ich Sorgen ernst nehme? Wenn man nicht aufpasst, werden sie doch bloß größer, wenn ich sie ernst nehme. Oder? Dann werde ich ganz ängstlich und zittrig vor lauter Sorgen.

Ich frage mich auch, ob schon alles gut ist, wenn man Sorgen ernst nimmt. Der kleine Ben zum Beispiel, der wollte anfangs nicht in die Kita. Wahrscheinlich hat er sich Sorgen gemacht, dass man dort nicht nett zu ihm ist oder dass seine Eltern ihn nie wieder abholen. Wenn seine Eltern das ernst genommen hätten, wäre er wahrscheinlich heute noch nicht dort angekommen und fröhlich. Sie haben ihm geholfen, seine Sorgen hinter sich zu lassen. . Sie haben sich nicht davon überwältigen lassen. Und haben dem Kleinen gezeigt, dass es geht. Dass es in der Kita  fröhlich zugeht. Und dass zuverlässig jemand kommt, der ihn wieder abholt.

Sorgen muss man nicht ernst nehmen. Man muss Menschen  stark machen, sie zu überwinden.
So wie der Engel das gemacht hat, der mit Maria gesprochen hat. Die Bibel erzählt, dass ein Bote von Gott ihr gesagt hat, dass sie ein ganz besonderes Kind bekommen wird. Jesus, den erwarteten Retter der Menschen. Und Maria? Macht sich Sorgen. „Wie soll das gehen“, fragt sie, „ich habe doch gar keinen Mann!“

Was tut der Engel? Ich weiß nicht, ob er ihre Sorgen ernst nimmt. Jedenfalls hilft er ihr, die Sorgen hinter sich zu lassen. Er fragt nicht, was genau sie befürchtet. Er fragt sie nicht, was er für sie tun soll. Er erinnert sie an Gott. Gott wird mit dir gehen, sagt er ihr. Sein Geist wird dir Kraft geben für alles, was kommt. So wird Maria ihren Weg finden. Es wird gut werden. Sie muss nicht allein gehen. Gott wird ihr beistehen.

Und dann erinnert der Engel sie noch an Elisabeth, ihre Cousine eine Verwandte. Die erwartet auch ein Kind, obwohl  sie  eigentlich schon zu alt dafür ist. Da siehst du, sagt er: „Für Gott ist alles möglich“.

Gott, der mitgeht. Und ein Mensch, der das genauso auch schon erlebt hat. Für Maria ist das genug. Sie kann ihre Sorgen zurücklassen, vergessen. Sie kann Vertrauen fassen. „Ja“, sagt sie, „es soll so geschehen, wie du gesagt hast.“ Und dann macht sie sich auf den Weg, um Elisabeth zu besuchen. Sie will das selber sehen, was da möglich geworden ist. Und ich vermute, auf dem Weg hatte sie im Ohr, was der Engel ihr gesagt hat: „Fürchte dich nicht!“

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