Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es gibt Männer, die Männer lieben und Frauen, die Frauen lieben. Ich wundere mich da immer noch ein bisschen, weil ich so ganz anders empfinde - aber ich freue mich, wenn Menschen einander in Liebe verbunden sind.

Seit einigen Monaten darf ein Mann einen anderen Mann auch heiraten und eine Frau eine Frau. Auf dem Standesamt. Gut so, finde ich. Sie sollen und dürfen genauso Rechte und Pflichten beurkunden, wie jedes Ehepaar aus Mann und Frau auch.

Und wenn nun so ein Paar aus zwei Männern oder zwei Frauen in einem Gottesdienst gesegnet werden möchte? Ich finde es erst einmal großartig, wenn sie das wollen. Solche Paare wissen offenbar, dass zu einer Partnerschaft mehr gehört als Rechte und Pflichten. Und dass auch die Liebe schwach werden kann in den langen Wegen des Alltags. Deshalb bitten sie Gott um Kraft. Dass es ihnen gelingt, die Liebe festzuhalten. Dass Gott mitgeht und ihnen Geduld gibt und Kraft füreinander. Dass ihr gemeinsames Leben gut wird.

Ich wundere mich immer, wenn es Paare  gibt, die das nicht wollen – die meinen, sie brauchen Gottes Segen nicht. Längst nicht alle verheirateten Paare lassen sich auch kirchlich trauen – auch nicht, wenn sie zur Kirche gehören.

Zu der Segnung homosexueller Paare sagen nun manche: Homosexualität wird in der Bibel durchweg abgelehnt. Deshalb gibt es keinen Grund, solche Partnerschaften in einem Gottesdienst zu segnen. Das mit der Bibel ist richtig. Aber da wird auch verboten, Kleider aus verschiedenen Garnen zu tragen. Und Schwarzwurst dürfte man auch nicht essen. Ist nach der Bibel verboten, weil Blut drin ist. Muss man nicht unterscheiden, was damals aus wahrscheinlich guten Gründen geregelt war und wo die Zeiten sich geändert haben?

Jesus hat von gleichgeschlechtlichen Beziehungen nie gesprochen, sagen manche. Aber kann man daraus schließen, dass er sie verboten hätte? Ich denke nicht. Dass Menschen ein Kind in Pflege nehmen oder adoptieren, davon hat er auch nie gesprochen, von einem Kaiserschnitt bei der Geburt auch nicht. Daraus kann man doch nicht schließen, dass das nicht sein darf!

Für evangelische Christen ist die Ehe kein Sakrament. Ich finde deshalb: Wer in einem Gottesdienst um Gottes Segen für seine Beziehung bitten und ihn ausdrücklich versprochen kriegen möchte – der soll  einen Gottesdienst feiern dürfen. Es segnet ja nicht die Kirche – sondern Gott. In den kirchlichen Gottesdiensten wird das bloß für alle hörbar gemacht. In den meisten evangelischen Kirchen in Deutschland geht das. Ich hoffe, dass das bald auch in meiner Kirche möglich wird..

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25498
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