Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Lucia von Syracus war eine eigenständige und selbstbewusste Frau. Und das im 3. Jahrhundert! Sie hat auf Sizilien gelebt und sich nicht dem gefügt, was damals für Frauen üblich war. Als erste in ihrer Familie war sie Christin geworden. Und ihren Glauben hat sie sehr ernst genommen. „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ – das wollte sie umsetzen. Deshalb hat sie sich geweigert, zu heiraten, wie ihre Mutter das für sie vorgesehen hatte. Eigentlich war etwas anderes für junge Frauen damals ganz undenkbar.

Aber Lucia wollte unverheiratet bleiben und sich um Arme und Kranke und um verfolgte Christen kümmern. Sie hat eine Art Pflegestation gegründet, und war damit ein Licht für die, die sonst nirgends Hilfe gefunden haben. Deshalb ist der 13.12. heute ihr Gedenktag. Der 13.12. war vor der Kalenderreform im 16. Jahrhundert der Tag der Wintersonnenwende. Von da an begann das Licht wieder länger zu scheinen. Das passt gut zu Lucia von Syracus. Durch sie ist es heller geworden für die, die im Dunkeln leben mussten.

Bis heute wird von ihr erzählt. Ich finde, an ihr kann man sehen, wie der Glaube Menschen selbständig und selbstbewusst machen kann. Gar nicht angepasst und ängstlich und duckmäuserisch, wie manche meinen. „Du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ der Satz war für Lucia anscheinend Richtschnur und Wegweiser.

Lucia musste für ihre Eigenständigkeit dann auch mit ihrem Leben bezahlen. Ihre Eltern hatten sie einem Mann versprochen und als sie sich weigerte, ihn zu heiraten, zeigte der sie an. Der christliche Glaube war damals nämlich noch verboten. Lucia wurde vor Gericht gestellt, gefoltert und hingerichtet, nicht mal 30 Jahre alt. In den Katakomben in Syracus kann man eine uralte Grabplatte sehen mit ihrem Namen darauf.

Man hat sie hingerichtet, um andere abzuschrecken. Niemand sollte es wagen, sich im Namen des christlichen Glaubens gegen die Eltern oder die Traditionen zu stellen wie sie. Aber Lucia ist nicht in Vergessenheit geraten.

Besonders in Schweden gehen heute Mädchen mit einem Lichterkranz auf dem Kopf herum um an sie zu erinnern. Einen Lichterkranz soll auch Lucia getragen haben, um den Weg zu den Armen und Kranken zu finden.

Die Mädchen sind stolz, wenn sie die Lucia sein dürfen. Und ich hoffe, dass das für sie nicht bloß ein schöner Brauch ist, bei dem sie hübsch aussehen mit weißem Kleid und Lichterkrone. Ich hoffe, dass die Mädchen heute auch ihr selbständiges Denken und ihren Glauben als Vorbild übernehmen. Nicht bloß in Schweden.

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