Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich bin ein sehr optimistischer Mensch. Aber hin und wieder lasse ich mich doch mitreißen von dem, was andere sagen und was ich von anderen so gehört habe.

Ein Beispiel: Vor meinem letzten Urlaub habe ich im Internet nach Ferienwohnungen gesucht. Eine Wohnung hat mir richtig gut gefallen. Der Vermieter hatte einen ausländisch klingenden Nachnamen. Als ich dort angerufen habe, war ich total überrascht, dass er absolut perfektes Deutsch gesprochen hat. Hinterher habe ich mich gefragt: Warum eigentlich nicht? Warum soll der nicht gut deutsch sprechen? Vielleicht ist er ja hier in Deutschland aufgewachsen? Aber es ging noch weiter: Die Absprache zur Vermietung lief schlecht. Der Vermieter hat mir eine Nachricht geschrieben – diesmal in gebrochenem Deutsch. Daraufhin habe ich ihn angerufen und um Rückruf gebeten. Aber er hat sich nicht mehr gemeldet.

Da habe ich Bedenken gekriegt: „Der Name ist ausländisch. Wer weiß, ob das wirklich mit rechten Dingen zugeht. Vielleicht ist die Anzeige nur ein fake…“ ich war echt beunruhigt und habe mich deshalb gegen diese Ferienwohnung entschieden.

In diesem Moment hatte ich eine Schwarzseherbrille auf. Ich habe nur das Negative gesehen und wollte nichts Gutes entdecken. Dann ist mir eine Geschichte aus der Bibel eingefallen. Dort wird von zwei Freunden erzählt: Philippus und Nathanael. Als Philippus Jesus trifft, ist er total begeistert. Er weiß sofort: das ist der Retter der Welt! Und er erzählt Nathanael davon. Doch der will davon nichts hören. Der traut Jesus aber nicht viel zu. Jesus ist in einem kleinen Kaff in der Nachbarschaft geboren – da kann er eigentlich nichts Besonderes sein. Deshalb fragt Nathanael nur: „Was soll schon Gutes aus Nazareth kommen?“

Doch Philippus gibt nicht auf. Er überzeugt Nathanael mit ihm zu Jesus zu gehen. Als Nathanael Jesus trifft, ändert das seine Perspektive. Er lernt Jesus kennen und merkt: meine Vorurteile stimmen gar nicht. Er erkennt: dieser Mann ist wirklich der Retter. Philippus legt daraufhin seine Schwarzseherbrille ab. Er begreift: Dieser Mann könnte wirklich unsere Rettung sein.

Ich habe mir jetzt vorgenommen, es so zu machen wie diese beiden Männer. Und ich hoffe: Wenn ich mich auf Fremdes und Neues einlasse, überwinde ich meine Schwarzseherei und kann Gutes entdecken. Und wenn ich das nächste Mal einen ausländischen Namen lese, reagiere ich hoffentlich besser.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25443
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