Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Lebenskraft ist übertragbar. Ja, wirklich. Man kann andere mit seiner Lebenskraft infizie-ren, anstecken, so, dass auch in den anderen wieder neues Leben wachsen kann. Dazu allerdings muss man etwas von sich selber hergeben. Wie das geht, habe ich vor ein paar Tagen an einem jungen Kollegen beobachtet.
Der wurde in eine neue Aufgabe eingeführt. Keine leichte Situation. Die Leute waren skeptisch. Ob der das kann? Und was wird er von uns wollen? Eigentlich haben wir doch schon alles probiert. Es wäre doch am besten, wenn alles bleibt, wie es ist. Am besten, wir warten mal ab, was der bringt. Da hat der Kollege die Leute angelacht und fröhlich und offen erzählt, wie es ihm geht. Wie aufgeregt er ist, und dass er sich auch Sorgen macht. Dass er manches kann und das gern einbringen wird. Und was er noch nie ge-macht hat, hat er auch gleich gesagt und die Leute spüren lassen: da müsst ihr mir hel-fen. Das schaffe ich nicht allein. Der Mann hat die Leute ein Stück weit in sein Herz schauen lassen. Er hat etwas von sich preisgegeben. Da konnte man spüren, wie die Leu-te lebendig geworden sind. Hinterher fingen Gespräche an und manche haben den neuen gleich angesprochen. Man hat gemerkt, wie neues Leben zu wachsen anfing. Weil da ei-ner etwas von seinem Leben abgegeben hatte.
Lebenskraft ist übertragbar – wenn man bereit ist, etwas von sich selber herzugeben. Hinterher habe ich gedacht: Genauso hat es Jesus vorgemacht. Von ihm sagen wir: er hat sich hingegeben und denken an seinen schlimmen Tod am Kreuz. Aber er ist ja nicht nur für die Menschen gestorben. Er hat für sie gelebt. Er hat von seinem Leben, von sei-ner Lebenskraft abgegeben, damit sie leben konnten. Er hat sich den Menschen so zuge-wendet, dass in ihnen neues Leben gewachsen ist. Es wird erzählt, dass manche Kranken gesund wurden, weil sie seine belebende Kraft spürten. Es gab Menschen, die ließen sich von ihm herausfordern, ihr Leben zu ändern und ganz neu anzufangen. Er hat Menschen motiviert, mit ihm zu gehen und mit ihm zusammen zu arbeiten. Jesus hat etwas von sich hergegeben, hat sich ganz auf die Menschen und auf ihre Situation eingelassen. Und viele sind dadurch wieder lebendig geworden.
Anderen vom eigenen Leben mitteilen: Das eigene Leben wird dadurch nicht weniger, sondern mehr! Denn es kommt ja zu mir zurück, wenn es lebendig wird um mich herum. Man muss nicht besonders stark sein, um andere mit Lebenskraft anzustecken. Wer seine Schwäche zeigt, der fordert meine Kraft heraus. Ein Baby, das mich anlacht, öffnet mir das Herz und macht mich lebendig. Ich glaube wirklich: Wir können einander anstecken mit Lebenskraft.

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