Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Mehr Jungen in Frauenberufe. Ich finde, dafür bräuchte man dringend eine Kampagne.
Mehr Mädchen in Männerberufe, das ist seit Jahren selbstverständlich. In den Schulen wird ausdrücklich dafür geworben, es gibt sogar einen Girlsday, an dem Mädchen sich über traditionelle Männerberufe informieren können. Manche Mädchen entdecken dann bei sich Begabungen, die sie vorher einfach nicht wahrgenommen haben. Und alle freuen sich, wenn dann ein paar Mädchen Zimmerer lernen oder Feinmechanikerin oder Elektro-technikerin.
Aber: mehr Jungen in Frauenberufe! Von so einer Aktion habe ich noch nie gehört. Mehr Jungen dann also auch in soziale Berufe, als Kranken- oder Altenpfleger zum Beispiel, als Betreuer für Behinderte oder als Erzieher im Kindergarten. Vielleicht haben Männer da Begabungen, die sie gar nicht ahnen? Vielleicht könnten sie manches ganz anders und vielleicht wäre das, was sie tun und wie sie es tun für manche viel besser?
Unmännlich ist das eigentlich ja nicht. In der Geschichte waren pflegerische Aufgaben immer auch Männersache. In der ersten christlichen Gemeinde wurden ganz selbstver-ständlich Männer damit beauftragt, für die Armen und die Bedürftigen zu sorgen (Apg 6, 1-7). Und im Mittelalter waren auch viele Mönchsorden und die Ritterorden, die Malteser zum Beispiel und die Johanniter, in der Krankenpflege aktiv und sind es ja auch heute.
Mehr Männer in Frauenberufe – gerade in den sozialen und pflegerischen Berufen wäre das gut glaube ich. Für die Männer und für die Menschen, die Betreuung brauchen. Männer könnten ihre ganz besonderen Begabungen einbringen. In der Kindertagesstätte mit den Kindern Fußball spielen zum Beispiel oder ein Baumhaus bauen. Auch mal ein Kind liebevoll herausfordern – nun stell dich mal nicht so an, du schaffst das bestimmt. Oder mit einer Gruppe Behinderter einen Ausflug ins Stadion machen. Ich kenne einen alten Mann, der morgens von der Sozialstation betreut wird. Die Schwestern machen das schon recht und sie sind freundlich, sagt er. Aber wenn der Zivi kommt, das ist mir lieber. Und der macht auch das Rasieren besser.
Und die Männer profitieren auch von den Erfahrungen in diesen sogenannten Frauenberu-fen, glaube ich. Sie spüren, wie sehr sie gebraucht werden. Und sie denken darüber nach, was andere brauchen, damit es ihnen gut geht. Wenigstens eine Zeitlang sollte auch jeder Mann solche Aufgaben wahrnehmen, finde ich. Das würde uns allen nützen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2533
weiterlesen...