Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ich weiß, dass aus einer missratenen Situation was Schönes werden kann. Theoretisch weiß ich das. Weil es dazu geflügelte Worte gibt wie „Glück im Unglück.“ Oder: „Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Aber so richtig glauben kann ich das immer erst dann, wenn es mir wirklich passiert ist.

Wir hatten ein Taxi bestellt, weil wir Karten für ein Konzert hatten. Der Ort, wo wir hin mussten, lag etwas abseits, ohne ständige Busverbindung. Auto hatten wir keines dabei. Als das Taxi 15 Minuten nach dem vereinbarten Zeitpunkt immer noch nicht da war, bin ich unruhig geworden und hab nach Alternativen gesucht. Gottlob hatten wir etwas Spielraum einkalkuliert, aber jetzt musste es voran gehen, sonst würden wir es nicht mehr bis zum Beginn der Aufführung schaffen. Das beauftragte Taxiunternehmen wusste von nichts, ein anderes Taxi war nicht frei. Ein Auto war auf die Schnelle nicht zu organisieren. Also hab ich kurzerhand bei der Veranstalterin des Konzerts angerufen. Und tatsächlich: Mit etwas Überredungskunst und Charme von mir, sagt die Dame ohne nennenswerten Widerstand: „Ich hol Sie; das schaffen wir, ich reservier Plätze für sie in der letzten Reihe.“ Was sich daran angeschlossen hat, ist einer der schönsten Abende gewesen, den ich in der letzten Zeit erlebt habe. Wir waren sehr beeindruckt und total dankbar, dass jemand das auf sich nimmt: ein Veranstalter, der zu seinen Gästen kommt und sie zu seiner Veranstaltung fährt. Die Fahrt war unbeschwert, ja fröhlich. Kein Misston, keine schlechte Stimmung, kein grantiges Gesicht. Am Ort der Veranstaltung angekommen lief alles wie am Schnürchen. Das Konzert war klasse. Und hinterher haben sich noch gute Gespräche ergeben. Beglückt und erfüllt sind wir am Ende des langen Abends zuhause angekommen. Dann mit einem Taxi, das tatsächlich gekommen ist.

Ich nehme mit Fug und Recht an: Wenn das mit dem Taxi zur Hinfahrt geklappt hätte, wäre der Abend für uns ganz anders verlaufen. Wir hätten kaum Kontakt zur Veranstalterin und ihrem tollen Team bekommen. Wir hätten nicht die Erfahrung gemacht, wie hilfsbereit jemand sein kann. Wir wären vermutlich auch nicht so empfangsbereit gewesen für das Gute, das wir so erlebt haben. Ich habe mir fest vorgenommen: Das merke ich mir für die Zukunft, wenn wieder einmal etwas nicht klappt.

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