Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Stellen Sie sich vor, bei einer Besprechung oder Sitzung interessieren sich die Teilnehmer dafür, das die anderen denken, wollen nicht nur vorbringen und durchsetzen, was sie selber meinen. Der Apostel Paulus glaubt, das müsste gehen. Er denkt vor allem in der Kirche, aber warum nicht auch sonst überall, wo Menschen miteinander reden?
„In Demut achte einer den anderen höher als sich selbst!“ So hat Paulus die ersten Christen in einem seiner Briefe ermahnt (Phil 3). Die ökumenische Friedensdekade der Kir-chen, die gestern begonnen hat, hat sich das zum Motto genommen.
Paulus nennt das Demut, wenn man auf den anderen hört und seine Meinung achtet. Das Gegenteil ist für ihn Eitelkeit. Ich finde mich selber, meine Meinung, meine Lebensweise so großartig und gelungen, dass ich auf alle, die anders sind, verächtlich herabschaue. Eitelkeit ist davon überzeugt, dass der andere verkehrt ist, weil ja nur ich richtig bin. Dass der andere sich ändern muss, wenn unser Zusammenleben gut werden soll. Eitel-keit redet nur von den eigenen Ansichten und Ideen, weil ja eigentlich nur die richtig sein können. Eitelkeit ist nicht bereit, zu überlegen, ob der Weg des anderen vielleicht der bessere sein könnte.
Einer achte den anderen höher als sich selbst. Ich finde, das Motto der Friedensdekade wäre auch ein gutes Motto für alle, die heute zu Besprechungen gehen müssen: beim Bosch oder beim Daimler, beim SWR oder im Lehrerkollegium, und natürlich erst recht in der Kirche. Den anderen mehr achten als sich selbst. Nicht nur sich selbst und die eigene Wahrheit im Blick haben. Nicht nur die eigene Richtung durchboxen, weil ja nur die rich-tig sein kann. Die anderen haben das Recht anders zu sein. Sie verdienen Achtung genau wie ich. Vielleicht brauchen sie etwas anderes als ich, um sich wohl zu fühlen. Und das ist dann nicht falsch. Es ist erst mal nur anders als das, was ich richtig finde. Meine Meinung ist nicht der Maßstab aller Dinge. Es wäre wahrscheinlich gut, wenn die Menschen, die Verantwortung haben in unserer Kirche und anderswo, zuerst nach den anderen fragen. Die wahrnehmen und ernst nehmen, die anders sind. Und darauf hören, was die brau-chen und denken und wollen. Es geht nicht darum, der eigenen Meinung oder der eige-nen Partei oder Lobby Anerkennung zu verschaffen.
Paulus rät: „In Demut achte einer den anderen höher als sich selbst!“ Ich glaube, wenn wir damit ernst machen – in den Kirchenparlamenten und auch sonst – und dann ge-meinsam den besten Weg suchen: dann werden sich ganz ungeahnte Dinge entwickeln.
Auch in unserer Kirche. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2529
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