Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Co-evolutionäre Liebe“ – wissen Sie was das ist? Ich habe das Wort vor einer Weile hier im Radio gehört.
„Co-evolutionäre Liebe“ – da steckt „co“ drin, also mit jemandem zusammen. Und Evolution: Entwicklung. Co-evolutionäre Liebe, das ist eine Liebesbeziehung, in der wir uns durch und mit dem anderen als Menschen weiterentwickeln. Eine Beziehung, in der man nicht voneinander abhängig ist, sondern sich gegenseitig beflügelt, motiviert und so weiter kommt.[1]

Vielleicht ist das ein bisschen idealistisch. Wie oft kommt es vor, dass Menschen sich eher einengen und bremsen, gerade auch wenn sie sich lieben. Du hast dich so verändert – das ist dann ein Vorwurf. So engt einen die Liebe ein. Aber das andere gibt es doch auch und vielleicht haben Sie das auch schon erlebt: Bisher habe ich mich immer irgendwie unscheinbar und wenig attraktiv gefunden. Und dann sagt mir einer ich sei anziehend und schön. Da werde ich auf einmal ein ganz anderer Mensch. Oder mein Partner zeigt mir, was passiert, wenn man nicht immer nach den Fehlern schaut, sondern nach den Möglichkeiten. Da kann ich mich entwickeln: raus aus der lähmenden Skepsis hin zu dem Mut, zu verbessern, was noch nicht gut ist.

Co-evolutionäre Liebe: Matthias Horx, der Zukunftsforscher, nennt das die „Verschwörung zweier Liebender zu gegenseitiger Reifung und Freiheit“.
Wenn ich es recht überlege, ist das auch mit dem Ursprung der Liebe so. Für mich als Christin ist das die Liebe zwischen Gott und Mensch. Gott und Mensch sind Liebespartner. Sie gehen miteinander. Co-evolutionär gewissermaßen. „Aufmerksam mitgehen mit Gott“ nennt einer der Propheten in der Bibel es, wenn Gott und Mensch miteinander gehen (Micha 6,8). Aufmerksam mitgehen mit Gott. Gott bleibt nicht einfach stehen. Er geht durch die Zeit und mit der Zeit. Und wer seine Nähe sucht, der kann nicht in der Vergangenheit stehen bleiben. Gott geht durch die Zeit und ich kann mitgehen.

Von Gott und seiner Liebe lerne ich: Er geht mit mir und ich kann mit ihm gehen – durch eine Welt, die sich verändert. Ich muss dem Neuen nicht ausweichen. Ich kann auf Gott vertrauen, mit dem ich auf dem Weg bin.

Und wie man die Richtung findet, wenn man mit Gott unterwegs ist? Dieser Prophet Micha, der hat das so gesagt: „Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist und was Gott von dir fordert: Nichts anderes als Gerechtigkeit tun, Freundlichkeit lieben und aufmerksam mitgehen mit deinem Gott“.
Ich glaube, wenn Menschen so unterwegs sind – dann kann sich vieles entwickeln. Dann geht die Entwicklung weiter.



[1] Matthias Horx, die Zukunft von Liebe, Sex und Familie, 2017

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25243
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